Orgel in der Kreuzkirche Zwiesel

Hundert Jahre und kein bisschen leise

Im Jubiläumsjahr kann die „Orgel des Monats Februar“ im bayerischen Zwiesel wieder voll tönen

Davon träumen die meisten Menschen: Als Heiko Hermann im April vergangenen Jahres seine Haustür öffnete, entdeckte er einen Briefumschlag, prall gefüllt mit Geldscheinen. Der Pfarrer der Kreuzkirche im bayerischen Zwiesel traute seinen Augen kaum. „Ich zählte und zählte – es waren glatte 10.000 Euro.“ Ein Wort stand auf dem schlichten Kuvert geschrieben: „Orgel“. Ein Absender des Geldsegens war nicht zu erkennen. „Bis heute weiß ich nicht, wer dieser großzügige Geber ist. Aber dank seiner Spende konnten wir die fällige Restaurierung unserer Orgel beginnen und werden noch im Jubiläumsjahr fertig werden“, sagt Hermann.

100 Jahre lang schon sorgt die „Orgel des Monats Februar“ in der Ende des 19. Jahrhunderts erbauten Zwieseler Kreuzkirche für schöne Klänge, im Gottesdienst und in zahlreichen Konzerten. Das Instrument steht unter Denkmalschutz; geschaffen wurde es mitsamt seiner romantischen Disposition von einem Sohn des Oettinger Orgelbauers Georg Friedrich Steinmeyer, dessen Firma im Jahr 1928 auch die größte Kirchenorgel der Welt für den Dom in Passau fertigte. Die Orgel im Hamburger Michel und die Hauptorgel in St. Lorenz in Nürnberg stammen ebenfalls aus dem Hause Steinmeyer; das mit neun Registern vergleichsweise kleine Instrument in Zwiesel trägt die Opuszahl 1211.

Steinmeyer-Orgel, Kreuzkirche Zwiesel

Steinmeyer-Orgel, Kreuzkirche Zwiesel

Steinmeyer-Orgel, Kreuzkirche Zwiesel

Steinmeyer-Orgel, Kreuzkirche Zwiesel

Steinmeyer-Orgel, Kreuzkirche Zwiesel

Steinmeyer-Orgel, Kreuzkirche Zwiesel

Steinmeyer-Orgel, Kreuzkirche Zwiesel

Steinmeyer-Orgel, Kreuzkirche Zwiesel

Steinmeyer-Orgel, Kreuzkirche Zwiesel

Steinmeyer-Orgel, Kreuzkirche Zwiesel

Steinmeyer-Orgel, Kreuzkirche Zwiesel

Steinmeyer-Orgel, Kreuzkirche Zwiesel

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Auch wenn sie nicht so berühmt ist wie ihre Schwestern, wird die Orgel in der Gemeinde hoch geschätzt. Das ist nicht nur an der Spende ihres unbekannten Verehrers zu sehen, sondern am Engagement der Gemeindemitglieder insgesamt. Für die Finanzierung der Sanierung des Instruments spielte der Bezirkskantor eine CD mit Orgelstücken ein, der Handarbeitskreis verkauft Kissen mit dem Motiv der Kirche, ein örtliches Unternehmen stiftet hochwertige Preise für die Tombola des Gemeindefestes – alles für die Steinmeyer-Orgel. „Alle unsere Konzerte und Veranstaltungen sind kostenlos“, berichtet der Pfarrer, „trotzdem ist das Spendenkörbchen für die Orgelsanierung am Ausgang immer gut gefüllt“.

Inzwischen ist das Objekt, dem diese mannigfaltigen Aktivitäten gelten, in der Werkstatt eingelagert. Dort wird es komplett gereinigt, die Windladen werden überprüft und abgedichtet, auch eine Holzwurmkur steht auf dem Behandlungsprogramm. Besonders wichtig ist auch die neue Positionierung des Spieltisches. „Er befand sich ursprünglich parallel zur Orgel, war aber im Zuge eines Umbaus um 90 Grad gedreht worden. Dadurch konnten dahinter liegende Teile der Orgel nicht mehr gewartet werden“, sagt Hermann. „Nun wird er wieder mit Blick in den Kirchenraum aufgestellt.“ Alle Maßnahmen zusammengenommen, wird die Sanierung des Instruments 35.000 Euro kosten. Die Stiftung Orgelklang übernimmt ein Zehntel dieses Betrags.

Im Ostergottesdienst, hofft der Pfarrer, wird sich die Gemeinde wieder an den Klängen ihrer Steinmeyer-Orgel erfreuen dürfen; der ganz große Festakt aber ist zur Feier des 100-jährigen Jubiläums im September geplant. Heiko Hermann erwartet volle Töne und ein volles Haus; knapp 200 Besucher finden in der Kreuzkirche Platz. Es bleibt zu hoffen, dass auch der unbekannte Großspender darunter sein und die Früchte seiner Großzügigkeit genießen wird.