„Alle haben sich sofort in die Orgel verliebt“
Die Barockorgel in Ifta soll künftig wieder erklingen
Eigentlich ist sie viel zu schön. Die von der Stiftung Orgelklang als „Orgel des Monats Januar 2014“ gewürdigte Orgel in der Trinitatiskirche im Thüringischen Ifta besticht optisch durch barocke Pracht in Blau, Weiß und Gold. Glänzend in den Raum über der zweiten Empore eingepasst, macht sie allerdings auch keinerlei sanierungsbedürftigen Eindruck. „Das haben schon einige angemerkt, dass das Instrument zu gut aussieht, um das Bedürfnis zu wecken, ins Portmonee zu greifen“, sagt Klaus Zebe, Pfarrer der Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinde Ifta. Im Jahr 1724 vermutlich von Heinrich Wilhelm von Ebenhausen als Auftragswerk erbaut, gehörte die Orgel von Anfang an zum Inventar der Trinitatiskirche, die in diesem Jahr ihr 300jähriges Bestehen feiert. Seit vielen Jahren verweilt das Instrument höchst dekorativ, aber leider sang- und klanglos an seinem Platz; spielbar ist es nicht mehr.
Trinitatiskirche Ifta
Trinitatiskirche Ifta
Trinitatiskirche Ifta
Trinitatiskirche Ifta
Trinitatiskirche Ifta
Trinitatiskirche Ifta
Trinitatiskirche Ifta
Trinitatiskirche Ifta
Das soll sich ändern: Schon bald werden Orgelbauer das gesamte Instrumenteninnere in die Werkstatt schaffen, um es für neue, schöne Klänge zu ertüchtigen. Der Aufwand ist groß – rund 120.000 Euro werden erforderlich sein – doch Gemeindemitglieder und Experten sind sich einig: Die Orgel muss endlich wieder zu altem Leben erweckt werden. „Alle Fachleute, egal ob Sachverständiger oder Denkmalpfleger, haben sich sofort in die Orgel verliebt“, berichtet Zebe. Ein Grund dafür ist der hohe Anteil historischer Bausubstanz: Große Teile des Pfeifenwerks, die Windladen und die technische Anlage sind ursprünglich; besonders die historische, viele Meter hoch aufragende Keilbalganlage beeindruckt jeden Betrachter. In Thüringen ist Vergleichbares kaum zu finden.
Aber die Instandsetzung der Orgel ist den Iftaern auch aus anderen Gründen wichtig. Musik spielt in der Gemeinde traditionell eine große Rolle, und so gibt es gleich mehrere Interessenten, die die Ebenhausen-Orgel spielen können und wollen: Ein junger Organist und zwei jugendliche Nachwuchsmusiker müssen derzeit noch mit der zwischenzeitlich angeschafften elektronischen Orgel Vorlieb nehmen. „Vor diesem Hintergrund bekommt das Instrument noch einmal einen ganz anderen Wert“, betont der Pfarrer.
Die Stiftung Orgelklang fördert das Sanierungsprojekt mit 4.000 Euro; um den finanziellen Eigenanteil der Gemeinde kümmert sich im Wesentlichen die Gruppe der „Orgelengel“. Deren Mitglieder organisierten zum Beispiel das Benefizkonzert des Gospelchors, die Beteiligung am Programm „Musikschulen öffnen Kirchen“ und sie erstellten einen Fotokalender 2014, dessen Verkauf ebenfalls zahlreiche Spendengelder brachte.
Verantwortlich für die Orgel fühlen sich aber nicht nur die Engel, sondern auch andere Vereine in Ifta: Der Kirmesverein beispielsweise und der Heimatverein, ebenso wie die freiwillige Feuerwehr, die für den Abtransport des ersten Teils des Instruments in die Werkstatt eigens ihr Löschfahrzeug zur Verfügung stellte. Auch eine Sammlung hat es gegeben. „Insgesamt sind in den vergangenen zwei Jahren rund 12.000 Euro zusammengekommen“. Zebe freut sich über diese Bilanz und er weiß, dass die Akquise weiter geht. „In diesem Jahr werden wir den ‚Thüringer Orgelsommer‘ einbeziehen und zum Beispiel ein Konzert mit dem Liedermacher Gerhard Schöne veranstalten, um noch mehr Aufmerksamkeit für unser Projekt zu bekommen“. Gerade in diesem Jahr des 300jährigen Jubiläums, hofft der Pfarrer, werden noch einmal viele Spenden zusammenkommen – und sobald das Instrument noch weiter abgebaut, und hinter dem kunstvollen Prospekt ein schwarzes Loch sichtbar sein wird, passt auch die Optik der Orgel wieder zu ihrem tatsächlichen Zustand. Das könnte die allgemeine Spendenbereitschaft weiter befördern.