Damit die Orgel klingt wie früher
Die 2.600 Pfeifen der Jehmlich-Orgel in Coswig müssen restauriert werden
Geschlossenheit, Ausgewogenheit, Durchschlagkraft. Ein vitaler Dreiklang ist es, den man sich in Coswig wünscht, genauer gesagt in der Evangelisch-Lutherischen Peter-Pauls-Kirchgemeinde. So jedenfalls steht es auf der dortigen Homepage geschrieben. Träger dieser Eigenschaften soll indes nicht etwa der Pfarrer oder die Gemeinde in ihrer Gesamtheit sein. Vielmehr geht es den Coswigern um den Klang ihrer Orgel. Dass dieser die erwartete Qualität derzeit nicht zu erreichen vermag, will man nicht länger hinnehmen. „Die Gemeinde legt großen Wert darauf, für den gottesdienstlichen Gebrauch weiterhin ein gutes Instrument zu haben“, sagt Pfarrer Matthias Quentin.
Durchaus „gut“ ist die 1903 von den Gebrüdern Emil und Bruno Jehmlich erbaute Orgel in Coswig zwar im Blick auf ästhetische Ansprüche: Der mit neobarocken Ornamenten in üppiger Lindenholzschnitzerei und Blattgoldauflagen verzierte Prospekt hat an Attraktivität nichts eingebüßt. „Gut“ ist aus historischer Sicht auch der Umstand zu nennen, dass sich der frühere Wassermotor zum Antrieb der Blasebälge noch im Instrument befindet und dort als technisches Denkmal erhalten bleibt.
Jehmlich-Orgel, Peter-Pauls-Kirche Coswig
Jehmlich-Orgel, Peter-Pauls-Kirche Coswig
Jehmlich-Orgel, Peter-Pauls-Kirche Coswig
Jehmlich-Orgel, Peter-Pauls-Kirche Coswig
Jehmlich-Orgel, Peter-Pauls-Kirche Coswig
Jehmlich-Orgel, Peter-Pauls-Kirche Coswig
Jehmlich-Orgel, Peter-Pauls-Kirche Coswig
Doch für das eigentliche „Kerngeschäft“ der Orgel, für ihre akustische Ausstrahlung, muss einiges getan werden, betont der Pfarrer. Das Schwellwerk ist bereits saniert, aber „der Klang trügt!“, berichtigt Kantorin Erdmute Trepte jeden, der glaubt, nun sei das Instrument wieder voll funktionsfähig. Das Gegenteil, so wird man belehrt, ist der Fall: Von den rund 2.600 Orgelpfeifen funktionieren zurzeit gerade einmal (wieder) 1100. Jede einzelne Orgelpfeife wird daher auszubauen sein, neu bearbeitet und intoniert werden müssen. Und weil alle Pfeifen mit Wind zum Klingen gebracht werden, müssen auch sämtliche Windzuführungen auf ihre Dichtigkeit überprüft werden. Ziel ist eine klangliche Konzeption, die sich an der des Jahres 1903 orientiert. Den Auftrag dafür erhielt konsequenterweise der Orgelbauer Ralf Jehmlich. Er ist der Enkel der Bauherren Emil und Bruno und führt die traditionelle Dresdener Orgelbaufirma in der fünften Generation.
Zahlreich sind die Bedürfnisse des Instruments, das die Stiftung Orgelklang als „Orgel des Monats März“ würdigt, auf dem Weg zum Klang mit Geschlossenheit, Ausgewogenheit und Durchschlagkraft; etwa 105.700 Euro wird die Umsetzung dieses Vorhabens kosten. Für die Akquise des Eigenanteils der Gemeinde macht sich vor allem der seit vier Jahren bestehende „Freundeskreis Coswiger Orgel“ stark, der unter der Schirmherrschaft des Oberbürgermeisters der Stadt steht. 21.000 Euro hat man mit vereinten Kräften bislang sammeln können, in großen wie in kleineren Schritten. Die Versteigerung von Kunstgemälden erbrachte 2.000 Euro, mit dem Konzert der Schüler-Big-Band des örtlichen Gymnasiums wurden 1.000 Euro eingespielt, die im Foyer der Peter-Pauls-Kirche aufgestellte Spendensäule nährt sich centweise mit Münzbeträgen. Einen wichtigen Beitrag leistet nicht zuletzt die Stiftung Orgelklang. Sie fördert die Maßnahmen mit 7.500 Euro. „Insgesamt“, sagt Pfarrer Quentin, „sind wir auf einem guten Weg“.