Klanglich und optisch bezaubernd
Die Orgel des Monats Juni der Stiftung Orgelklang im fränkischen Aufkirchen
Wie ein Loblied liest sich das Gutachten: Ein „Instrument europäischen Ranges“ sei die Orgel deren „vokaler Charakter der originalen Principal-Register mit seinem archaischen Timbre“ bezaubere – so schwärmt der Münchener Orgel-Experte Dr. Otmar Heinz. Und auch die international erfahrenen Sachverständigen, Christoph Reinhold Morath von der bayerischen Landeskirche, und Han Reil von der Orgelmakerij Reil, Heerde (Niederlande) attestieren dem Instrument „höchste Bedeutung als ästhetisches und organologisches Denkmal“. Ein erheblicher Teil des Pfeifenwerks der Orgel sowie der Prospekt aus dem Jahr 1663 sind erhalten und gehören zum ältesten Orgelbestand Süddeutschlands.
Die Erzeugerin dieses Entzückens ist die von einem bislang unbekannten Erbauer erschaffene Orgel in der St. Johannis-Kirche im fränkischen Aufkirchen am Fuße des Hesselbergs. Auffällig ist die „Orgel des Monats Juni“ der Stiftung Orgelklang nicht nur in akustischer Hinsicht: Mit seinem prächtigen, frühbarocken Prospekt mit reichem Knorpelwerkdekor und mit den über den Außenfeldern geschweiften Giebelschenkeln, auf denen Engel thronen, bannt das monumentale Instrument auch die Blicke der Besucher.
Ein Bischofswappen am Gesims bezeugt, dass das Instrument 1663 von Fürstbischof Marquard II. Schenk von Castell zu Eichstätt für die dortige Dominikanerkirche gestiftet wurde. Nach der Auflösung des Klosters im Zuge der Säkularisierung gelangte die Orgel nach Aufkirchen. Mehrfach wurde sie dort umgebaut und repariert, zuletzt im Jahr 1969.
Vor allem dieser letzte Umbau, der nach damaligen Erkenntnissen gut gedacht war, hat dem Instrument mehr geschadet als genützt. Die verwendeten Materialien erweisen sich als minderwertig, die Neuorganisation der Einzelwerke und Umintonationen haben das Werk in seinem Charakter stark entstellt. Das Pfeifenwerk ist stark verschmutzt, die Windanlage und die Traktur sind dem historischen Bestand nicht angemessen und nicht wirklich funktionsfähig. Der Gesamtklang kann den Kirchenraum kaum füllen und lässt die einst vorhandene Qualität nur erahnen.
Aus diesem Grund haben sich die Verantwortlichen der Kirchengemeinde St. Johannis entschieden, eine der Bedeutung des Instruments angemessene Sanierung durchzuführen. Die Arbeiten sollen nach höchstem qualitativen Standard durchgeführt werden. Derzeit werben Mitglieder der kleinen, aber äußerst engagierten Gemeinde und des Fördervereins die benötigten Gelder ein, deren Höhe etwa 300.000 Euro betragen wird; die Stiftung Orgelklang beteiligt sich in diesem Jahr mit 20.000 Euro. Ende des Jahres sollen die Maßnahmen beginnen können.
Nach der Fertigstellung, das scheint sicher, wird die Orgel nicht nur die Gottesdienst- und Konzertbesucher begeistern, meint der Münchener Organologe Heinz: „Diese Orgel wird Spieler und Hörer wieder begeistern und mit ihrem Charme die vokale Klangästhetik des 17. Jahrhunderts in einzigartiger Weise repräsentieren können. Dadurch wird sie das Interesse der gesamten Fachwelt auf sich ziehen.“
Die Stiftung Orgelklang hat die Aufkirchener Orgel im März mit einer eigenen Briefmarke gewürdigt. Das Postwertzeichen kann in Form eines Markenheftes mit zehn Briefmarken zum Preis von zehn Euro (zuzüglich 1,50 Euro Versandkosten) bei der Stiftung Orgelklang bezogen werden. Davon kommen 4,50 Euro den Förderprojekten der Stiftung Orgelklang zugute.