Ein Kleinod großer Orgelbaukunst
Die „Orgel des Monats April“ in Thonhausen ist eines der letzten Zeugnisse des Wirkens von Heinrich Trost
Sie ist nicht ganz so bekannt wie ihre beiden strahlenden Schwestern in Waltershausen und Altenburg, aber nicht weniger schützenswert. Die Orgel in der Kirche des thüringischen Dorfes mit dem schönen Namen Thonhausen ist ein Kleinod großer Orgelbaukunst. Nicht nur das Instrument, auch der Name seines Schöpfers hat einen besonderen Klang; die „Orgel des Monats April“ nämlich ist eines der wenigen noch verbliebenen Instrumente, die vom Schaffen des bedeutenden Orgelbauers Tobias Heinrich Gottfried Trost (gest. 1759) Zeugnis ablegen.
Das trifft vor allem auf den spätbarocken, mit vielen kostbaren Details versehenen Prospekt zu, der weitgehend original erhalten ist. Hier lässt sich ahnen, warum Trost für einen von Phantasie und Experimentierfreude geprägten Stil bekannt war, der das Schönheitsideal der frühen Aufklärung kultivierte. Doch die 1745 erbaute Orgel in Thonhausen, meint Pfarrer Jörg Dittmar, „ist nicht nur schön anzusehen, sie klingt auch schön“. Heinrich Trost hat seine Instrumente überaus modern, technischen Neuerungen aufgeschlossen nutzend gebaut, gleichzeitig hat der „subtile und sensible“ Klang seiner Werke der Musiktradition in Thüringen als auch dem neuen empfindsamen Stil jener Epoche entsprochen. Lob kam dem großzügig - und damit selten wirtschaftlich - schaffenden Orgelbauer von allen Seiten zu; auch Johann Sebastian Bach stimmte darin ein: Als der „Capellmeister“ 1739 nach Altenburg reiste, um die von Trost als herzoglichem Hoforgelbauer geschaffene neue Orgel der Schlosskirche zu begutachten, vermerkte der herzogliche Schreiber, dass Bach „beyläuffig von der Construction des Werkes judiciret“ habe, „dass es gut dauerhafft sey, und der Orgelmacher in Ausarbeitung ieder Stimme Eigenschaft und behöriger Lieblichkeit wohl reussiret habe“.
Kirche Thonhausen
Kirche Thonhausen
Kirche Thonhausen
Kirche Thonhausen
Kirche Thonhausen
Kirche Thonhausen
So modern waren die Trost-Orgeln in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, dass sich noch die Gottesdienstbesucher des 19. Jahrhunderts mit ihrem Klang identifizieren konnten. Erst im späten 19. oder frühen 20. Jahrhundert wurden grundlegendere Änderungen an Trosts Instrumenten vorgenommen. So auch in Thonhausen. Abgesehen von solchen Umbauten setzten dem Instrument Blitzschlag und Brand derart zu, dass Mitte des 20. Jahrhunderts von der originalen Substanz der Trost-Orgel nur noch wenig erhalten war. Eine Instandsetzung in den Jahren 1967-70 hatte demzufolge eher die Rekonstruktion denn die Restauration des Instruments zum Schwerpunkt.
Der Zahn der Zeit, aber auch tierische Gebisse nagten seitdem immer wieder an der wiederhergestellten Orgel. „Normale Verschleißerscheinungen“ infolge des „außerordentlich feuchten Raumklimas“ notierte der Orgelsachverständige der thüringischen Landeskirche, Albrecht Dietl, 2008 in seinem Gutachten, aber auch „Marderverbiß“ am Faltenbalg – das Instrument, so die Schlussfolgerung, sei unbedingt in einen „funktionssicheren Zustand“ zu versetzen.
Pfeifenwerk, Windanlage, Trakturen und Spielanlage – „die gesamte Orgel ist einfach dran“, sagt Pfarrer Dittmar. 24.000 Euro wird die Rundumerneuerung kosten. Die Stiftung Orgelklang fördert dies mit 3.000 Euro, auch die Gemeinde hat ihren finanziellen Eigenanteil schon fast beisammen. Dittmar ist zuversichtlich: „Erst im letzten Monat haben wir bei einer Goldenen Hochzeit 300 Euro an Spenden für die Orgel erhalten. Hier in der Gemeinde weiß jeder Bescheid und gibt, was er kann. Wir schaffen das!“.