„Zukunft der Gemeinde gerettet“
Die „Orgel des Monats November“ der Stiftung Orgelklang in Stünzhain
„Der außerordentlich wertvolle und interessante historische Pfeifenbestand der Stünzhainer Orgel kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Orgel heute nur noch ein Wrack ist“. Deutliche Worte fand Gutachter Albrecht Dietel in seiner Beschreibung des Instruments in der Dorfkirche im thüringischen Stünzhain schon 2003. Fünf Jahre später gab die Orgel während eines Gottesdienstes nur noch einen einzigen, quälenden Pfeifton von sich. Bis in die letzte Kirchenbank hinein war klar: Reparatur und Wiederherstellung des Instruments hatten oberste Priorität. Mehr noch: Die Orgel mit den wunderschönen fünf Prospekten mit Schleierbrettern, die in Holz geschnitztes Blattwerk und Girlanden im Biedermeierstil zeigen, war sogar gefährlich: Der Motor des Winderzeugers, bereits gebraucht eingebaut, war in seinen Lagern angeschlagen. Diese liefen unrund – durch Funkenbildung bestand erhöhte Brandgefahr.
Schon im Jahr 1726 hatte der Kirchenpatron Hannibal August Freiherr von Schmertzing der Stünzhainer Kirche eine Orgel geschenkt. Der Erbauer blieb unbekannt. Da es den gewünschten Anforderungen nicht entsprach, baute Heinrich Gottfried Trost das Instrument acht Jahre später neu. Pfeifen aus der Werkstatt von Trost sind bis heute enthalten, die Orgel insgesamt erfuhr noch zahlreiche Veränderungen. Heute weist das Firmenschild im Spieltisch die Orgel als ein Werk der Dresdner Gebrüder Jehmlich aus, die das Instrument 1929/30 für knapp 10.000 Mark umgebaut und erweitert hatten. Tatsächlich stammt die Orgel jedoch aus der Werkstatt von Friedrich Ladegast, der sie schon 1895 neu gebaut hatte. Sie ist – abgesehen von den Erweiterungen durch die Firma Jehmlich – in ihrer Grundsubstanz erhalten. In der Werkliste der Firma Ladegast wird die „Orgel des Monats November“ der Stiftung Orgelklang als „Opus Nr. 154“ geführt.
Schon 1983 hatte Gutachter Dietl in der Orgelakte „Anzeichen beginnender Verwahrlosung“ des Instruments ausgemacht. 20 Jahre später waren von 19 Registern noch fünf notdürftig bespielbar. Als sich der Totalausfall der Orgel in der schönen barocken Dorfkirche im Sommer 2008 ereignete, stand viel auf dem Spiel: Sollte das Restaurierungsvorhaben scheitern, wäre dies „eine Katastrophe für unsere Region und würde die Zukunftsfähigkeit unserer evangelischen Kirchengemeinde gefährden“, so Kirchenvorstandsmitglied Annerose Laube. Mit großem Engagement, mit Kirchenführungen, Kuchenbasaren und Konzerten konnten die Gemeindeglieder einen beträchtlichen Anteil der benötigten Gelder selbst aufbringen. Auch die Stiftung Orgelklang unterstützt die Baumaßnahmen in diesem Jahr mit 5.000 Euro. Nachdem zunächst der brandgefährliche Motor ausgetauscht worden war, läuft derzeit die Instandsetzung des Instruments. Bis zum Abschluss der Arbeiten im Sommer kommenden Jahres dauert es zwar noch eine Weile. Der Weihnachtsgottesdienst aber ist gesichert: Heiligabend soll die Orgel in Stünzhain mit zwei Registern eingeschränkt bespielbar sein.