Orgel in der Marienkirche Watzendorf

Ein Bayerisches Original wird gerettet

Die "Orgel des Monats" Oktober

Am 27. Juni 1735 erhielt Johann Conrad Schöpf aus Seßlach seinen Lohn, genau genommen die zweite Hälfte davon. 14 Reichstaler waren es, dazu ein bisschen „Tranckgeld“ – soviel hatte es sich die Kirchengemeinde im bayerischen Watzendorf kosten lassen, die Orgel in der Marienkirche, die eigentlich schon im Zuge der Errichtung der Kirche im Jahr 1732 in Auftrag geben worden war, von Schöpf noch einmal überarbeiten zu lassen. Als er 1734 fertig war, hatte der fleißige Orgelbauer großartige Arbeit geleistet. Das schöne Barockinstrument – die „Orgel des Monats Oktober“ der Stiftung Orgelklang - hat ein reich verziertes Fichtenholzgehäuse und fügt sich mit der Fassung in blau, rot und gold gut in den Kirchenraum ein.

Inzwischen ist sie die einzige noch erhaltene Orgel von Johann Conrad Schöpf. Und obwohl im Laufe der Jahre viele Menschen Hand anlegten – und dies längst nicht immer zum Besten des Instruments – ist, anders als bei vielen ihrer historischen „Schwestern“, der ursprüngliche Charakter der Orgel nicht wesentlich verändert worden. „Das sehr originelle Instrument ist tatsächlich zu 90 Prozent erhalten und zu Recht unter Denkmalschutz gestellt“, sagt der Orgelsachverständige der bayerischen Landeskirche, Thomas Rothert.

Um das Innenleben der Schöpf-Orgel ist es indes nicht ganz so gut bestellt: Schon 1985 wurde im Zuge von erneuten Reparaturarbeiten der sehr schlechte Zustand des Instruments bemerkt. „Im Mittelturm des Werkes will offenbar eine Taube nisten“, heißt es im Bericht an den damalige Pfarrer. Neue Pfeifen in den verschiedenen Registern schienen dem damaligen Gutachter „wie wahllos zusammengesucht“, den Subbass fand er „wie volltrunken“ auf der Windlade. Zu allem Überfluss waren auch „sehr starke Klappergeräusche“ hörbar.

Mit einem ausführlichen Gutachten beauftragt, stellte Thomas Rothert 2007 fest, dass dispositionelle Veränderungen im Jahr 1921 die Orgel „deutlich verschlechtert“ hätten. Die Arbeiten im Jahr 1981 hätten diesen Zustand eher zementiert denn behoben. Nicht selten fiel das Instrument aus. Was tun - reparieren oder restaurieren? Rothert betonte, dass eine bloße Instandsetzung des Instruments die Probleme nicht beseitigen würde, und plädierte für eine Rückführung auf die ursprüngliche Bauform der Orgel. Auch der Orgelbauer Johannes Rohlf war sicher, „dass eine befriedigende klangliche Wiedererweckung der Orgel mit kleinen Korrekturen nicht zu erreichen ist“. Weil die Verantwortlichen in der Gemeinde dies ebenso sahen, wird der Rückbau des Instrumentes in diesem Herbst begonnen. Die Stiftung Orgelklang fördert die Maßnahmen an mit 5.000 Euro.