Orgel des Monats Dezember 2015
Opus 10 des berühmten Barock-Orgelbauers Silbermann in Niederschöna wird restauriert
Für seine erste Orgel in Deutschland wollte er keinen Lohn. Während er später zu einem der wohlhabendsten und berühmtesten Orgelbauer des Landes werden sollte, schuf Gottfried Silbermann (1683 - 1753) die Orgel für seine Heimatstadt Frauenstein „Gott zu Ehren und der Kirche zu Liebe“.
Es heißt, der im Jahr 1683 als Sohn eines Zimmermanns geborene Gottfried Silbermann, dessen Name noch heute für höchste orgelbauerische Qualität des Barock steht, habe schon früh seinem älteren Bruder Andreas nacheifern und Orgelbauer werden wollen. 1701 reiste er zu Andreas nach Straßburg und ließ sich ausbilden. Vier Orgeln bauten die Brüder gemeinsam, dann kehrte Gottfried mit dem Meisterbrief in der Tasche nach Sachsen zurück. Er eröffnete seine Werkstatt in Freiberg, wo er bis zu seinem Tod wohnte.
Gottfried Silbermann Orgel, St.-Annen-Kirche Niederschöna
Gottfried Silbermann Orgel, St.-Annen-Kirche Niederschöna
Gottfried Silbermann Orgel, St.-Annen-Kirche Niederschöna
Gottfried Silbermann Orgel, St.-Annen-Kirche Niederschöna
Gottfried Silbermann Orgel, St.-Annen-Kirche Niederschöna
Gottfried Silbermann Orgel, St.-Annen-Kirche Niederschöna
Gottfried Silbermann Orgel, St.-Annen-Kirche Niederschöna
Der Wunsch nach Ruhm und Anerkennung war Silbermanns unermüdlicher Antrieb; tatsächlich erwarb er sich beides schon zu Lebzeiten. Aus hochwertigen Materialien mit größter Sorgfalt und Expertise erbaut, wurde sein Name zum Gütesiegel; vielen seiner Instrumente wurde „der rechte Silber-Klang“ bescheinigt. Während Silbermann lukrative Angebote aus dem Ausland konsequent ausschlug, gelang es ihm, in seiner Heimat eine Position zu erreichen und zu festigen, die man heute als Monopol bezeichnen würde.
Die zehnte seiner insgesamt 50 Orgeln baute Gottfried Silbermann im Jahr 1716 für die St.-Annen-Kirche in Niederschöna, einem kleinen, etwa zehn Kilometer von Freiberg entfernten Ort. Dieses Instrument ist heute eines der ältesten noch erhaltenen Werke Silbermanns und wird von der Stiftung Orgelklang als „Orgel des Monats Dezember“ gewürdigt. Im Laufe der Jahre wurde die Orgel mehrfach an den klanglichen Geschmack der jeweiligen Zeit angepasst; inzwischen ist deutlich, dass dies dem Gesamtkunstwerk nicht zuträglich war.
Nun wird die „Königin“ wiederhergestellt, um ihre Spielbarkeit zu verbessern und ursprünglichere Klangqualitäten zurückzugewinnen. Windladen und Trakturen sollen überholt, die Keilbalganlage rekonstruiert und das Pfeifenwerk instandgesetzt werden. 170.000 Euro, so besagt der Finanzierungsplan, wird die Restaurierung kosten. Die Stiftung Orgelklang fördert die Maßnahmen mit 5.000 Euro. „In der Gemeinde haben wir lange auf die Sanierung hin gearbeitet“, sagt Hans-Günter Pötzsch, für die Gemeinde Niederschöna zuständiger Pfarrer. Viele Spenden seien im Laufe der Jahre zusammengekommen – darunter auch „traumhafte Einzelspenden“.
Und wann wird die Orgel wieder in der Kirche erklingen? Seit 50 Jahren gibt es in Niederschöna ein Orgelkonzert zu Pfingsten – diese Tradition soll auch im kommenden Jahr fortgesetzt werden, so Pfarrer Pötzsch, der hofft, dass die Orgel bis dahin wieder auf die Westempore von St. Annen zurückgekehrt ist. Sie wird sehnlichst erwartet: für Gottesdienste, als Anschauungsobjekt für Schüler oder für Interessierte, die an Orgelwanderungen in der Region teilnehmen. Und natürlich für viele zusätzliche Konzerte mit dem „rechten Silberklang“.