Neue „süße Töne“ für die Schopfheimer Stein-Orgel
Schon Johann Peter Hebel bewunderte den Klang der „Orgel des Monats“
„Sueß tönt d‘ Menschenstimm wohl in der Schopfemer Orgle“ befand der Dichter Johann Peter Hebel (1760 - 1826). Der mit seinen „Kalendergeschichten“ und alemannischen Gedichten berühmt gewordene Autor war in den Jahren von 1771 bis 1774 im baden-württembergischen Schopfheim zur Schule gegangen; der Klang der örtlichen Orgel in der St.-Michael-Kirche hatte ihn offenbar so beeindruckt, dass er ihm noch 40 Jahre später seinem Gedicht „Der Feldhüter“ (1811) eine Zeile widmete. Ob die besagte „Menschenstimm“, also die „Vox humana“ des Instruments zu diesem Zeitpunkt noch „sueß“ geklungen hat, ist nicht überliefert. Klar ist allerdings: Heute tut sie es nicht mehr. Im Juli wird die „Orgel des Monats“ der Stiftung Orgelklang grundlegend saniert.
Zu Zeiten Hebels war die von dem badischen Orgelbauer Georg Markus Stein geschaffene Orgel gerade einmal drei Jahre alt. 1768 auf der Westempore von St. Michael installiert, war sie das größte Instrument von Stein, das in Teilen erhalten geblieben ist. Ihre Disposition vereinigt süddeutsch spätbarocke Stilistik mit klassisch französischen Elementen. „Inzwischen sind die Windladen teilweise undicht, die Traktur ist sehr schwergängig, und das gesamte Instrument muss ausgereinigt werden“, sagt Christoph Bogon. Er muss es wissen, spielt er die Stein-Orgel doch schon seit 10 Jahren hauptberuflich als Bezirkskantor.
Rund 50.000 Euro wird die Generalrevision des Instruments kosten, 7.500 Euro davon trägt die Stiftung Orgelklang bei. Seit 2004, berichtet Kantor Bogon, sammelt man in der Gemeinde Spenden für diese Sanierung; immer wieder ist die Spendenbereitschaft in Schopfheim und Umgebung durch besondere Aktionen wie den Verkauf von „Orgelwein“ oder eine „Orgelstudienfahrt“ neu entfacht worden. Rund 30.000 Euro kamen auf diese Weise zusammen – eine beachtliche Summe, meint Bogon, zumal der Restaurierungsbedarf der Stein-Orgel nicht so offenkundig und groß war, dass er die Benutzung des Instruments beeinträchtigt hätte. „Und dann gibt es natürlich auch manchmal die Ansicht, dass es genügt, einmal mit dem Staubsauger durch das Instrument zu gehen“, lacht der Kantor.
Auch wenn die Restaurierungsarbeiten Ende September abgeschlossen sein werden, möchte Bogon das Spendenkonto weiterhin erhalten, um rechtzeitig Rücklagen zu bilden für kommende Ausgaben. Zumindest die Ausreinigung einer Orgel, das weiß er aus Erfahrung, „muss alle 25 bis 30 Jahre gemacht werden“. Solche Rücklagen wären auch deshalb wünschenswert, weil es in Schopfheim nicht nur die Stein-Orgel gibt. Insgesamt besitzen die beiden evangelischen Kirchen der Gemeinde, die der Kantor musikalisch betreut, stolze vier Orgeln. Ein großer Luxus, der gleichzeitig eine große Verantwortung mit sich bringt.
Kommt also nach Abschluss der Restaurierung der Stein-Orgel gleich das nächste Instrument an die Reihe? „Glücklicherweise nicht“, sagt Bogon. Die beiden Werke in der nahen Stadtkirche sind in gutem Zustand, versichert er. Und die kleine zweite Orgel in St. Michael wird von Grund auf überholt sein, noch bevor die Arbeiten an der großen Nachbarin beginnen. Die Kirche muss somit keine Orgelklang-Pause einlegen. Und am 29. September wird Christoph Bogon dann ein Konzert zur Wiedereinweihung der Stein-Orgel geben. Er freut sich schon jetzt auf diesen Tag: „Zwei frisch restaurierte Orgeln in der Kirche – das ist wie Weihnachten!“ Besonders froh ist er darüber, dass im Zuge der Arbeiten auch einzelne Register neu intoniert werden. „Richtig schön klingen“, meint er, wird dann zum Beispiel auch wieder die von Hebel gelobte „Vox humana“.