„Das machen wir!“
Die Winzer-Orgel in Zarrentin soll 170 Jahre jünger klingen
Was hat die Winzer-Orgel aus Zarrentin in Mecklenburg-Vorpommern mit der Buchholz-Orgel aus Osterburg in Sachsen-Anhalt gemeinsam? Beide Instrumente befanden sich in den vergangenen Monaten nicht an ihren eigentlichen Bestimmungsorten, sondern in Dresden. Dort nämlich ist die Werkstatt des Orgelbauers Kristian Wegscheider zu finden, und dorthin waren die Instrumentenschwestern gebracht worden, um nach allen Regeln der Kunst restauriert zu werden. Die Stiftung Orgelklang fördert die Sanierungen. Und nachdem sie die kostbare Buchholz-Orgel im September als „Orgel des Monats“ würdigte, steht im Oktober nun die romantische Winzer-Orgel in der Zarrentiner Kirche St. Petrus und St. Paulus im Mittelpunkt.
St. Petrus und St. Paulus Zarrentin
St. Petrus und St. Paulus Zarrentin
St. Petrus und St. Paulus Zarrentin
St. Petrus und St. Paulus Zarrentin
St. Petrus und St. Paulus Zarrentin
St. Petrus und St. Paulus Zarrentin
St. Petrus und St. Paulus Zarrentin
St. Petrus und St. Paulus Zarrentin
St. Petrus und St. Paulus Zarrentin
St. Petrus und St. Paulus Zarrentin
Auffallend hübsch anzusehen ist das feine neugotische Gehäuse des 1844 von Friedrich Wilhelm Winzer (1811 – 1886) erbauten Instruments, das sich seit wenigen Tagen wieder an seinem Platz in St. Petrus und St. Paulus befindet. Erfreulich sind allen Gutachten zufolge auch die solide Substanz und die handwerkliche Qualität der Orgel; dennoch hatten sich naturgemäß irgendwann die Spuren ihres stolzen Alters gezeigt. Die Windladen waren schadhaft, der Winderzeuger veraltet. Die Schäden an den Metallpfeifen ließen sich vergleichsweise unkompliziert beheben, die vom Holzwurm befallenen Exemplare aus Holz dagegen erforderten größeren Aufwand: Sie mussten zum Imprägnieren mit Warmleim ausgegossen– oder gleich neu gefertigt werden.
Ziel der umfassenden Sanierung des Instruments war es, die Orgel klanglich um 170 Jahre jünger werden zu lassen – dieses Ziel ist inzwischen fast erreicht. „Ich bin gespannt, wie sich das Klangbild anhört, wenn alle Register komplett sind“, sagt der Zarrentiner Pastor Jürgen Meister. Am Reformationstag soll die Orgel wieder in Dienst genommen werden. Zuvörderst natürlich im Gottesdienst. Nach diesem aber steht am Nachmittag ein besonderes Orgelkonzert an, bei dem das Instrument einmal ausführlich präsentiert wird. „Dabei wird anhand von Beispielstücken erklärt, welche Verbesserungen vorgenommen worden sind“, kündigt Meister an.
Auf 178.130 Euro beziffert man in Zarrentin die Kosten dieser Eingriffe; viele Jahre lang hatte sich die Gemeinde auf diese finanzielle Herausforderung vorbereitet. Ein Fonds war eingerichtet worden, für den bei Gottesdiensten gesammelt oder bei Hochzeiten gespendet wurde. Im Turmraum der Kirche hatte überdies eine Holzpfeife an die Spendenbereitschaft der Kirchenbesucher appelliert. „Da kam über’s Jahr einiges zusammen“, meint der Pastor. Die Stiftung Orgelklang förderte das Vorhaben mit 10.000 Euro.
Doch nicht nur die klingende Münze machte den Ton: Einige der Arbeiten, die im Zuge der Sanierung anfielen, wurden von den Gemeindegliedern gleich selbst übernommen. „Zum Beispiel, als Platz geschaffen werden musste für den neuen Blasebalg. Da gab es zupackende Helfer“, erinnert sich Jürgen Meister. Auch wenn in Kürze eine Abdeckung der Blasebälge vonnöten ist, werden es Männer aus der Gemeinde sein, die Holzbretter nageln. „Bei solchen Aufgaben gibt es kein Zögern, da heißt es gleich: ‚Das machen wir!’“