Die "Orgel des Monats Februar"
Ein Teil der bedeutendsten Orgellandschaft der Welt
Die niedersächsische Küstenregion und ihr Hinterland bilden eine der bedeutendsten Orgellandschaften der Welt. Im 17. und 18. Jahrhundert stifteten vielerorts wohlhabende Bauern und Kaufmänner das Geld für Instrumente, mit deren Bau die besten Orgelbauer ihrer Zeit beauftragt wurden. Die überragende Gestalt des norddeutschen Orgelbaus war sicherlich Arp Schnitger (1648-1719), dessen Ausstrahlung europaweit reichte, und dessen Qualität stil- und schulebildend für nachfolgende Generationen wirkte.
Heute sind viele Gemeinden darum bemüht, den ehemaligen Reichtum an Orgeln wiederherzustellen, und damit auch den kulturellen Charme der Region zu verstärken. So auch in der 1057 erbauten und damit ältesten Kirche im oldenburgischen Ammerland, St. Johannes. „Wir hoffen, dass unsere Orgel, die niedersächsisches Landeskulturdenkmal ist, durch ihre Restaurierung eine überregionale Ausstrahlung erhält“, sagt Tim Unger, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Wiefelstede. Ein „historisches Orgelkleinod“ nennt er das Instrument in „seiner“ Kirche. Zu Recht: Kein Geringerer als Christian Vater hat das Instrument 1729-31 erbaut. 1697 als Geselle in die Bremer Werkstattniederlassung Arp Schnittgers eingetreten, ließen seine Werke den genialen Geist des Lehrmeisters fortleben – von dieser Güte profitierte auch die Orgel in Wiefelstede. „Sie ist die Christian-Vater-Orgel mit dem größten Originalbestand“, sagt Unger, „und wir wollen sie so restaurieren lassen, dass sie dem ursprünglichen barocken Klangkonzept wieder entspricht“. Die Stiftung Orgelklang wird die Restaurierung ihrer „Orgel des Monats Februar“ in diesem Jahr mit 7.500 Euro unterstützen.
Noch ist das Instrument an seinem Platz, „allerdings ist sein Gebrauch in jedem Gottesdienst ein Wagnis“, meint der Pfarrer, „weil immer wieder einzelne Register ausfallen“. Dieser Zustand wird aber bald ein Ende haben: Neue Pfeifen sind schon gegossen; sie warten in der Werkstatt des niederländischen Orgelbauers von Eeken auf ihren Einsatz. Bis zum Ende des Frühjahrs, schätzt Unger, werden alle Vorbereitungen getroffen sein und die Orgel ausgebaut werden – etwa zwei Jahre sollen dann die umfassenden Arbeiten dauern.
Die Gemeinde wird sich in dieser Zeit mit einem Ersatzinstrument aus der Nachbargemeinde behelfen. Pfarrer Unger hofft, dass sich die musikalische Durststrecke lohnt. Für die Zeit danach wünscht er sich einen Zulauf interessierter Besucher, mehr Orgelkonzerte – und störungsfreie Gottesdienste.