Seltene Brüstungsorgel wird instandgesetzt
„Orgel des Monats Dezember 2019“ in Mehmke
„Wirklich platt“ ist Peter Conzendorf. „So viele Spenden hat es gegeben, große und kleine! Die Orgel liegt den Menschen hier doch sehr am Herzen“. Die übergroße Resonanz auf die Spendenaufrufe für die Orgel in der Dorfkirche Mehmke (Sachsen-Anhalt) hat der Vorsitzende des Gemeindekirchenrates nicht erwartet. Rund 38.000 Euro werden für die Instandsetzung des von August Heinrich Troch erbauten Instruments benötigt. Weniger als 130 Menschen leben in Mehmke, und doch ist diese hohe Sanierungssumme schon aufgebracht. Wie das gelang? „Angeschrieben haben wir alle, die hier konfirmiert wurden“, berichtet Conzendorf, „geworben wurde aber auch auf der Website der Gemeinde, im Gemeindebrief und mit einem Flyer“. Unverzichtbar waren aber auch professionelle „Geldgeber“ wie die Stiftung Orgelklang, die ihre „Orgel des Monats Dezember 2019“ mit 3.000 Euro fördert.
Zu danken sei in diesem Zusammenhang unbedingt einem Kirchenmusikstudent aus Mehmke, betont der Gemeindekirchenratsvorsitzende: „Bei so einer großen Aktion muss einer den Hut aufhaben. Manuel Behre hat alle Informationen gesammelt, Formulare ausgefüllt, Anträge gestellt - ich musste nur noch unterschreiben“. Trotz dieses großen Engagements hat es natürlich eine Weile gedauert, bis das Projekt in trockenen Tüchern war. Manuel Behre ist inzwischen Kantor in Eisleben, und im vergangenen Sommer hat die zwischenzeitlich immer weniger spielbare Orgel „ihren letzten Ton ausgehaucht“, sagt Conzendorf. Ein geplantes Konzert vor Beginn der Sanierung konnte daher nicht mehr stattfinden.
Troch-Orgel in der Dorfkirche Mehmke
Troch-Orgel in der Dorfkirche Mehmke
Troch-Orgel in der Dorfkirche Mehmke
Troch-Orgel in der Dorfkirche Mehmke
Troch-Orgel in der Dorfkirche Mehmke
Troch-Orgel in der Dorfkirche Mehmke
Seit 20 Jahren lebt Peter Conzendorf in Mehmke, er ist aus Sachsen in die Altmark gezogen: Sein Schwager war damals Pfarrer im Dorf. Nach dessen Weggang hat Conzendorf das Pfarrhaus „übernommen“; als Prädikant versucht er, die theologische Leerstelle ein wenig zu füllen. Und natürlich ist er als Vorsitzender des Gemeindekirchenrats auch für das Projekt der Orgelsanierung zuständig. „Das ist ein Kulturgut und eben auch deshalb wichtig, weil es unsere eigene Orgel ist“, sagt er stolz.
Die 1888 gefertigte Orgel war das Opus 93 von August Heinrich Troch. Das Besondere daran: Der Orgelbauer konstruierte das Instrument speziell für die Dorfkirche. Als Brüstungsorgel fügt sie sich mit ihrem neugotischen Prospekt farblich und ästhetisch in den Innenraum ein. Sie gilt neben der aufwändigen Ausmalung des Altarraums als wertvollster Bestandteil der Kirche.
Die Sanierung soll den warmen, romantischen Klang des Instruments wiederherstellen. Zu tun ist dafür einiges: Ton- und Registertraktur sind zu überarbeiten, die Ventile der Windladen brauchen eine neue Belederung, die Windanlange soll in den Kirchenraum verlegt werden und das Pfeifenwerk instandgesetzt. Wäre es nach den Mehmkern gegangen, hätten die Arbeiten längst begonnen. Doch die beauftragte Orgelbaufirma hat mit Krankheitsfällen zu kämpfen. „Wir hoffen darauf, dass dieses Jahr wenigstens ein bisschen noch passiert“, sagt Peter Conzendorf, so richtig zuversichtlich klingt er nicht. Er setzt darauf, dass das nächste Jahr mehr Gesundheit und Glück bringt. Spätestens im Sommer, wünscht er sich, soll die Troch-Orgel wieder spielbar sein. Dann kann endlich auch das ausgefallene Konzert nachgeholt werden.