Alter Wein für neue (Orgel-)Schläuche
„Orgel des Monats September 2023“ in Maikammer
„Bier ist Menschenwerk, Wein aber ist von Gott“, soll Martin Luther einst gesagt haben. In Maikammer würde er vermutlich nicht viel Widerspruch ernten. Das schöne Dorf mit rund 4.000 Einwohnern gehört zum pfälzischen Landkreis Südliche Weinstraße und ist von nicht gerade wenigen Weingütern umgeben. Eine besondere Rolle spielt das erlesene Getränk auch für die evangelische Kirchengemeinde: Gleich zwei Winzer stellten Weine zur Verfügung, um die Sammlung von Spenden für die Sanierung der Orgel in der Johanneskirche zu unterstützen. „Wir konnten einen roten und einen Weißwein verkaufen“, berichtet Pfarrer Jochen Keinath, „der eine wurde uns zum Vorzugspreis überlassen, der andere sogar komplett gespendet“. Gut müssen sie gewesen sein, diese „Orgelweine“, denn inzwischen, sagt Keinath, sind sie beinahe ausverkauft.
Die Gemeinde – tatkräftig unterstützt von eigens gegründeten der „Fördergemeinschaft Orgel der protestantischen Johanniskirche Maikammer“ – bot noch Einiges mehr auf, um das nötige Geld für die Orgel zusammenzubekommen: Benefizkonzerte, einen Weihnachtsbasar, bei dem Sachspenden verkauft wurden und – natürlich – Weinproben. „Fast 70.000 Euro Spenden haben wir inzwischen schon beisammen“. Die Stiftung Orgelklang unterstützt die Arbeiten, eine großzügige Projektspende des Fördervereins inklusive, mit 58.000 Euro. Insgesamt kostet die Wiederherstellung der „Königin der Instrumente“ rund 180.000 Euro.
Johanneskirche Maikammer
Johanneskirche Maikammer
Johanneskirche Maikammer
Im Jahr 1914 wurde die von der Firma G. F. Steinmeyer & Co. in Oettingen erbaute Orgel eingeweiht, zusammen mit dem Neubau der Johanniskirche. Als nach dem Zweiten Weltkrieg die „Orgelbewegung“ erstarkte, blieb auch das romantische Instrument in Maikammer nicht verschont und erhielt einen neobarocken Klang. 1955 war es die Firma Steinmeyer selbst, die diesen Umbau vornahm. Doch damit nicht genug: Vor einigen Jahren machten sich ernsthafte Probleme beim Spiel der Orgel bemerkbar. „Die Register funktionierten nicht mehr optimal, das Blasebalg war undicht“, erinnert sich Jochen Keinath. Zwar sei das Instrument noch in der Lage gewesen, die Kirche, für die es gebaut wurde, gut mit Klang zu füllen, „aber man hat gespürt, dass da noch mehr Potenzial ist.“ Um dieses zu heben, soll die Orgel nicht nur saniert, sondern auch in den Originalzustand zurückgebaut werden.
Glück für die Gemeinde: Der Orgelbauer war schneller zur Stelle als geplant, sodass die Arbeiten schon im März beginnen konnten und mittlerweile weit fortgeschritten sind. Die Rückkehr des Instruments in die heimatliche Johanniskirche hat schon begonnen, berichtet der Pfarrer. Aber: „Das ist ein anspruchsvolles Vorhaben. Gerade die abschließende Intonation wird – da die Orgel ja wieder ganz anders klingen soll – ihre Zeit brauchen.“ Im Dezember könnten die Fachleute fertig sein, das große Konzert zur Wiedereinweihung ist sicherheitshalber erst für das Frühjahr geplant. „Unser Bezirkskantor hat da schon einige Ideen“, freut sich Jochen Keinath. Auf jeden Fall wird ein Stück zum Besten gegeben, dass er auch kurz vor der Sanierung noch gespielt hat – damit die Zuhörenden den großen Klangunterschied vor- und nach der Restaurierung wahrnehmen können. „Ich bin sicher, dass uns die neuen Orgelklänge noch mehr verzaubern werden.“