Langjähriges Wirken des Fördervereins zahlt sich aus
„Orgel des Monats November 2024“ in Laucha
„Runterkommen, Fallenlassen, Genießen!“ Mit diesen Worten beschreibt Carola Bombach, was geschehen kann, wenn man der Orgel in ihrer Heimatkirche St. Marien in Laucha (Sachsen-Anhalt) lauscht. Deswegen sind Gottesdienste oder Orgelkonzerte eine „wunderbare Sache“ für die 61-Jährige, und deswegen engagiert sie sich seit beinahe einem Vierteljahrhundert im Förderverein Eifert-Orgel e.V., dem sie seit 2003 vorsteht.
Die Energie, die das Orgelspiel des von Adam Eifert erbauten Werks erzeugen kann, stecken Carola Bombach und ihre Mitstreitenden in den Erhalt des Instruments. Für dessen Sanierung hat der Verein im Laufe der Jahre ein wahres Feuerwerk an Aktionen gezündet: Von der Lesung mit dem (inzwischen verstorbenen) Schauspieler Sodann über einen Gastauftritt des Leipziger Thomanerchores, ein „Drei-Orgel-Konzert“ (das Eifert-Instrument klang zusammen mit einer Schrank- und einer Drehorgel), von Ausstellungen, Tango- und Theaterabenden bis hin zur Waffelbäckerei auf dem Adventsmarkt und Kuchenverkauf beim Weinfest – „man kann nicht alles aufzählen, aber wir haben uns immer etwas Tolles einfallen lassen, um Spenden zu gewinnen“, sagt Carola Bombach. Sie ist stolz auf ihre „Crew“ und „dankbar, dass alle mitziehen“. Und dankbar ist sie natürlich auch „den großzügigen Förderern, die regelmäßig spenden“.
Bei allen Aktionen im Rampenlicht steht die edle Nutznießerin, die im Jahr 1888 erbaute, große „Königin der Instrumente“, die sich fast über die gesamte zweite Empore der Marienkirche erstreckt. Sie gilt als eine der klangmächtigsten romantischen Konzertorgeln im Süden von Sachsen-Anhalt und war – Eiferts Experimentierfreude ist es zu danken – eine der ersten Orgeln in Norddeutschland, die mechanisch und pneumatisch arbeitete. Um Kosten zu sparen, setzte der Baumeister sein Werk in den reich verzierten, barocken Prospekt des Vorgängerinstruments. „Im Zuge der späten Barockisierung wurde das Instrument leider ungünstig umdisponiert“, sagt Carola Bombach. Das gilt es nun rückgängig zu machen. „Der Urzustand, das ist unser großes Ziel, das jetzt zum Greifen nah ist“.
St. Marien Laucha
St. Marien Laucha
St. Marien Laucha
St. Marien Laucha
St. Marien Laucha
St. Marien Laucha
Viel Aufwand betreiben die Lauchaer dafür, aber sie haben auch großen Erfolg, so die Vereinsvorsitzende. Nicht nur, dass es „schön ist, wenn viele Leute in der Kirche sitzen“. Nicht nur, dass die Veranstaltungen „den Leuten Freude bringen“. Sie bringen eben auch einen Teil des benötigten schnöden Mammons. Insgesamt rund 380.000 Euro wird die Instandsetzung der Eifert-Orgel am Ende gekostet haben, etwa 170.000 Euro davon sind durch den Verein zusammengekommen. Der in diesem Monat beginnende dritte und letzte Bauabschnitt, den die Stiftung Orgelklang mit 6.000 Euro fördert, verschlingt den Prognosen zufolge rund 175.000 Euro. Wie hätte die Gemeinde das ohne den Förderverein geschafft – eine rhetorische Frage.
Carola Bombach erinnert sich: Im Jahr 1997 gab es das erste Gutachten zur Orgelgesundheit, das besagte, „dass das Instrument bald seinen Geist aufgeben würde“. Dann habe es zwar noch acht Jahre durchgehalten, „aber das war am Ende kein Hörgenuss mehr“. Der Förderverein wirkt seit 2001 und hat die ersten beiden Restaurierungsphasen begleitet, in denen die Pfeifen ausgebaut, das erste und zweite Manual (1. Bauabschnitt) und Teile des dritten (2. Bauabschnitt) saniert wurden. Auf der Zielgeraden geht es nun darum, ob die Orgel wieder genau so klingen wird, wie Eifert sie konzipiert hatte. Mitte nächsten Jahres wird sich vor aller Ohren offenbaren, wie dies gelungen ist. Carola Bombach ist optimistisch, schließlich konnte der Verein niemand Geringeren als die renommierte Firma Eule dafür gewinnen. Ein Datum für den Tag des großen ersten Klang- und Genuss-Testes gibt es schon, es soll, so alles planmäßig läuft, der 22. Juni 2025 sein.
An diesem Ehrentag wird es Gratulationen und gute Wünsche hoffentlich hageln. Und bestimmt wird sich mancher Begleiter, manche Begleiterin der langjährigen Arbeiten auch an einen Text aus der Feder von Conrad Wilhelm Schäfer, dem Erbauer der Vorgängerorgel, erinnern. Er fand sich auf einem Blatt Papier im Gehäuse des Instruments und beschrieb die Geschichte der Lauchaer Orgeln in Reimform. Den Wünschen am Schluss werden sich viele Menschen in Laucha und Umgebung sicher anschließen: „Indes sei Gott gedankt und ihm dies Werk geweiht,/ der setzte seine Dauer in sehr, sehr alte Zeit./ Er schütz` es vor Gefahr, Krieg, Feuer und allem,/ und lass es ihm zum Ruhm sooft es klingt erschallen.“