Gerhardt-Orgel  (1780) in der Pfarrkirche Rüdersdorf (Thüringen)
Gerhardt-Orgel (1780) in der Pfarrkirche Rüdersdorf (Thüringen)

Ein Instrument für viele Ehrenamtliche

„Orgel des Monats März 2025“ in Rüdersdorf

„Wir wussten gar nicht, was für eine große historische Bedeutung unsere Orgel hat“, gibt Christian Kurzke zu. Der Pfarrer der thüringischen Kirchengemeinde Rüdersdorf-Kraftsdorf gehörte zu denjenigen, die viele Jahre lang fröhlich voraussetzten, „dass die Orgel einfach ihren Dienst tut“. Und weil das Instrument dies treu und regelmäßig tat, gab es glücklicherweise wenige Anlässe, sich Gedanken darum machen. Das hat sich nun geändert: Nicht nur, dass das hoch betagte, 245jährige Werk immer schwerer spielbar wird. Je genauer sie es unter die Lupe nahmen (oder nehmen ließen), desto deutlicher wurde den Gemeindemitgliedern, wie wertvoll es ist. „Unsere Orgel stammt tatsächlich noch aus der ersten Generation der Orgelbauerfamilie Gerhardt. Und sie hat offenbar von allen Instrumenten dieser Generation den höchsten Anteil an historischem Bestand.“

Das Gotteshaus in Rüdersdorf ist die Hauptkirche in der seit 2013 zusammengeschlossenen Gemeinde; „Musik ist für uns der Schlüssel zu den Menschen“, sagt Pfarrer Kurzke. Folgerichtig beheimatet die Kirche viele Musikgruppen, darunter auch den Kinderchor für die Region. Die Gerhardt-Orgel ist als Begleiterin jeden Gottesdienstes und bei Konzerten selbstverständlich gefragt. Daher gab es angesichts der zunehmenden Mühen der „alten Dame“ keinen Zweifel: Das Instrument muss restauriert werden.

Von geplanten drei Bauabschnitten ist der erste schon geschafft. Die Windladen sind saniert, „die Luftzufuhr ist gesichert“, berichtet Christian Kurzke. Gleich im Frühling soll es weitergehen: Dann beginnt die Renovierung des prächtigen, barocken Orgelprospekts. Danach werden der Spieltisch mit den derzeit so schwergängigen Trakturen und das Pfeifenwerk instandgesetzt. Für den diesjährigen Bauabschnitt sind rund 65.000 Euro veranschlagt; insgesamt wird die Sanierung voraussichtlich mehr als 155.000 Euro kosten. 

Pfarrkirche Rüdersdorf Kraftsdorf

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Mitglieder der Gemeinde sammeln überall fleißig Spendengelder; im November, als sie von Haus zu Haus zogen, konnten sie rund 15.000 Euro für die Orgel gewinnen. Christian Kurzke ist begeistert von der „sehr erfolgreichen“ Aktion und dem Umstand, dass auch Monate danach immer wieder Spenden auf das Sanierungskonto eingehen. „Von 5 bis 5000 Euro ist alles dabei.“

Im Geldsammeln hat die Gemeinde Routine: Sieben Kirchen gehören inzwischen zur Gemeinde, die Gerhardt-Orgel ist die vierte, die saniert werden muss. Doch statt einer gewissen Spendensammelmüdigkeit, die verständlich wäre, ist man zuversichtlich in Rüdersdorf: Mit dem ersten Orgelprojekt in Kraftsdorf vor gut 20 Jahren wurde der „Kraftsdorfer Musiksommer“ ins Leben gerufen. „Diese inzwischen überregional beliebte Konzertreihe hilft uns jeden Monat von April bis September, damit wir unsere Orgeln und Gebäude erhalten können“, sagt der Pfarrer.

Stolz ist er auch darauf, dass es inzwischen fünf ehrenamtliche Organisten gibt, die Sonntag für Sonntag spielen können. Im Gottesdienst wie auch bei Konzerten werden die Klänge der Orgel von Flöten, Geigen oder anderen Instrumenten begleitet. Aus diesem Grund hat man sich in Rüdersdorf entschieden, die Disposition des Instruments nicht zum historischen Klangbild zurückzuführen, sondern zu belassen, wie sie ist. „Bei uns engagieren sich ehrenamtliche Musikerinnen und Musiker. Nicht jeder kann seine Melodie ad hoc transponieren, wie es vielleicht ein Hauptamtlicher könnte“, so Christian Kurzke. Er betont: „Und wir wollen auch gar nicht, dass es nur eine einzige Person gibt, die in der Kirche Musik macht!“