Gespanntes Warten auf den neuen Klang in der Nicolaikirche
„Orgel des Monats März 2024“ in Bad Blankenburg
Der 31. Oktober 2024 ist ein wichtiges Datum für die Kirchengemeinde Bad Blankenburg im thüringischen Landkreis Saalfeld-Rudolstadt. Nicht nur, weil es der Reformationstag ist – das ist er in jedem Jahr. Gefeiert wird vor allem, dass nach sechs Jahren die Orgel in der Bad Blankenburger Nicolaikirche endlich wieder erklingen kann.
Eine lange Sanierungszeit neigt sich ihrem Ende zu: Zuerst wurde die Nicolaikirche selbst aufwändig renoviert; die Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler in Deutschland (Stiftung KiBa) förderte das Projekt sowohl 2019 als auch ein Jahr später. In diesem Jahr wird nun nach Ostern in der Kirche letzte Hand angelegt und dann – sobald der Staub sich gelegt hat – kann auch die Königin der Instrumente endlich wieder an ihren Platz auf der Orgelempore zurückkehren. Seit 2018 ist die Orgel in der Werkstatt des Orgelbauers Konrad Scheffler in Sieversdorf gelagert. Dort wurde sie von Pilz und Schwamm befreit und generalüberholt. Sobald der Terminkalender des Orgelbauers es zulässt, wird das Instrument wieder aufgebaut werden. „Wir hätten das gern schon nach Pfingsten terminiert, aber da hat der Orgelbauer noch keine Zeit“, sagt Bernd Kerntopf.
Der Vorsitzende des Gemeindekirchenrates in Bad Blankenburg und Mitglied des örtlichen Kirchbauvereins berichtet: Vor rund zehn Jahren habe sich der Verein zusammengefunden und seitdem die Sanierungen von Kirche und Orgel finanziell vorangebracht. Gut 128.000 Euro werden für die Arbeiten an der Orgel veranschlagt. 5.500 Euro stellt die Stiftung Orgelklang zur Verfügung, eine Projektspende eingeschlossen. Mittel konnte die Kirchgemeinde auch aus einem Sonderprogramm für Denkmalschutz des Bundes gewinnen. „Wir haben außerdem Einnahmen aus dem Klingelbeutel erhalten und regelmäßig im Gemeindebrief um Spenden geworben“. Ein Plus brachte die Kooperation mit der Ankerstein GmbH. Die Firma stellte aus fünf Bausteinen bestehende „Minikirchen“ zur Verfügung, die jeder Spendende erhielt, der mehr als zehn Euro für die Orgel gegeben hatte. „Von diesen kleinen Kirchen haben wir inzwischen über 500 verschenkt“, so Kerntopf. Außerdem gibt es eine aus 4600 Bausteinen bestehende „Modellkirche“, die an öffentlichen Orten aufgestellt werden soll. Wer mag, kann einen oder mehrere der Bausteine für jeweils fünf Euro erstehen.
Nicolaikirche Bad Blankenburg
Nicolaikirche Bad Blankenburg
Nicolaikirche Bad Blankenburg
Nicolaikirche Bad Blankenburg
Nicolaikirche Bad Blankenburg
Nicolaikirche Bad Blankenburg
Nicolaikirche Bad Blankenburg
Nicolaikirche Bad Blankenburg
Die „Orgel des Monats März 2024“ wurde 1938 von Gustav Heinze erbaut. Nach seinen Lehrjahren arbeitete Heinze ab 1892 zunächst als Geselle bei den bedeutendsten mittel- und ostdeutschen Orgelbauern seiner Zeit. Mit Wilhelm Sauer erbaute er die große Orgel in der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. 1904 machte Heinze sich selbständig mit einer Werkstatt in Sorau (Niederlausitz). Die Firma war sehr produktiv und beschäftigte zeitweilig 30 Mitarbeiter. Mit dem Zweiten Weltkrieg kam auch der Niedergang der Werkstatt. 1939 musste sie der Rüstungsfirma Focke-Wulf zur Verfügung gestellt werden. 1945, nachdem Sorau Polen unterstellt worden war, wurde die Familie aus der Region vertrieben.
Die Orgeln von Gustav Heinze sollen sich durch ihre große Zuverlässigkeit und Klangstärke ausgezeichnet haben. Das gilt auch für das Opus in Bad Blankenburg, auf dessen Wiederherstellung nicht nur die Gemeinde wartet: „Die Orgel ist bei Organisten in der Region sehr beliebt“, sagt der Gemeinderatsvorsitzende. „Auch der Kantor der Dresdener Frauenkirche, Matthias Grünwald, hat schon angefragt, wann er sie spielen kann“. Viele Konzerte mit dem wiederhergestellten Instrument seien geplant. Da die Nicolaikirche das ganze Jahr hindurch beheizbar ist, können sie genauso verlässlich stattfinden wie die wöchentlichen Gottesdienste. „Der Aufwand der Sanierung muss sich natürlich lohnen, und er tut es auch“, meint Kerntopf.
Wie die wiederhergestellte Heinze-Orgel klingen wird, das weiß sogar der zuständige Kantor Christoph Böcking noch nicht. Denn im Zuge der Arbeiten wurde die fast direkt über dem Instrument befindliche Kirchendecke um einen halben Meter angehoben. „Der Klang der Orgel dürfte sich also sogar noch verbessert haben auch durch Intonation und Generalstimmung der Orgel. Aber das hören wir dann am 31. Oktober.“