Wiederherstellung eines kleinen Meisterwerks
„Orgel des Monats Mai 2024“ in Basdorf
„Es ist wie beim Auto: Irgendwann muss man mal etwas mehr machen als den Jahrescheck“, sagt Stefan Händel. Händel ist Organist und hat als solcher nicht primär mit Kraftfahrzeugen, sondern mit Klangerzeugern zu tun. Darunter auch die Orgel in der Dorfkirche Basdorf (Brandenburg), die, man ahnt es nun, in diesem Jahr größerer Aufmerksamkeit bedurfte.
Die heißen Sommer hatten dem Instrument besonders in den letzten Jahren zu schaffen gemacht, berichtet der Organist, der sich mit einer zunehmend verschleißenden mechanischen Traktur und einer sehr lauten Windversorgung plagen musste. Hinzu kamen Heuler und Störungen der Mechanik, der Holzwurm gefährdete die Grundsubstanz. Höchste Zeit war es also für die Sanierung des mehr als 120 Jahre alten, „unbedingt erhaltenswerten Kulturdenkmals“. Händel brachte den nicht ganz leichten Stein ins Rollen; Anträge wurden gestellt, Kontakte geknüpft, Spenden gesammelt – Anfang dieses Jahres konnte die Instandsetzung der Orgel beginnen.
„Die Unterstützung durch die Gemeinde war großartig“, sagt der Organist. So stand – nur zum Beispiel – der traditionelle Adventsmarkt rund um die Kirche zwei Jahre hintereinander ganz im Zeichen der Orgel. „Eine Büchse ging herum, es gab Glühwein und Adventsmusik mit Orgelklängen sowie mit musikalischer Unterstützung durch den Ökumenischen Kirchenchor Basdorf – das war eine tolle Sache, bei der viele Spenden zusammenkamen“. Nötig waren rund 47.000 Euro; auch die Stiftung Orgelklang steuerte wichtige 3.000 Euro bei.
Dorfkirche Wandlitz-Basdorf
Dorfkirche Wandlitz-Basdorf
Dorfkirche Wandlitz-Basdorf
Dorfkirche Wandlitz-Basdorf
Dorfkirche Wandlitz-Basdorf
Dorfkirche Wandlitz-Basdorf
Dorfkirche Wandlitz-Basdorf
Dorfkirche Wandlitz-Basdorf
Dorfkirche Wandlitz-Basdorf
Ihm hätte all die Wertschätzung und Fürsorge rund um sein Werk sicher gefallen: Friedrich Hermann Lütkemüller schuf die Orgel in Basdorf im Jahr 1896. Der weit über die Prignitz bekannte Orgelbauer fertigte in seiner Werkstatt in Wittstock rund 200 Instrumente, deren Qualität so gut war, dass heute noch etwa 140 davon erhalten sind. Die Orgel in Basdorf ist mit sechs Registern und 350 Pfeifen vergleichsweise klein und sie ist vermutlich sein letztes Werk gewesen, Lütkemüller starb 1897. „Damit ist sie gewissermaßen ein spätes Meisterwerk, in dessen Herstellung seine ganzen Erfahrungen und Fertigkeiten eingeflossen sind“, meint Stefan Händel. Er schätzt vor allem den „frischen Klang“ und die „besondere Seele“ des Instruments.
Um beides wieder so richtig zum Strahlen zu bringen, wurde die kleine Orgel in die Werkstatt in Plau am See gebracht und fachmännisch gereinigt. Das schlichte weiße Gehäuse wurde, ebenso wie das Pfeifenwerk, im Sinne des Originals restauriert, die Windanlage repariert, ein neuer Winderzeuger eingebaut. Schon in wenigen Wochen soll das Instrument wieder auf die Empore in der Kirche zurückkehren, berichtet Stefan Händel. Eine große Wiedereinweihung ist für Oktober geplant: „Wir machen das erst nach den Sommerferien, damit viele Leute kommen können“. Und ein passendes Musikstück für diesen Festgottesdienst hat der Organist auch schon im Kopf. Es heißt: „Nun danket alle Gott“. „Ein wunderschönes Lied – und Grund für Dankbarkeit haben wir allemal!“