Müller/Rohlfs-Orgel (1799) in der Bonifatiuskirche Grossheide-Arle (Niedersachsen)
Müller/Rohlfs-Orgel (1799) in der Bonifatiuskirche Grossheide-Arle (Niedersachsen)

Mehr Klanggewalt und Beifall in St. Bonifatius

„Orgel des Monats Juni 2024“ in Arle

„Wir haben einen ehemaligen Orgelschüler in der Gemeinde. Wenn er an der Orgel spielt, dann klatschen die Leute!“ Pfarrerin Christiane Rolffs ist Feuer und Flamme, wenn es um das Instrument in der Bonifatiuskirche im niedersächsischen Arle geht. Neue Talente gewinnen, die junge Generation anlocken, Musiker und Kulturinteressierte auch von auswärts in den Ort bringen: „Die Orgel soll ein Magnet sein!“.

Die Voraussetzungen für dieses hehre Ziel stimmen: Der Kirchraum von St. Bonifatius bietet eine „wunderbare akustische Brillanz“. Und das 1799 von Hinrich Just Müller und seinem Meisterknecht Johann Gottfried Rohlfs erbaute Instrument besticht mit einem barocken Prospekt und insbesondere mit seinen Möglichkeiten zwischen „sanften Tönen und Klanggewalt“. Dass die Gemeinde in der Vergangenheit stets knapp bei Kasse war, kam der Orgel zugute, berichtet Christiane Rolffs: „Wenig Geld bedeutete eben auch wenig Geld für Änderungen an der historischen Orgel“. Einige Pfeifen wurden schon von Anfang an aus einem Vorgängerinstrument übernommen, allein der Umzug aus dem Kirchenraum auf die Westempore – die Orgel war zunächst auf einem den Altarraum vom Kirchenschiff trennenden Lettner errichtet – wird etwas kostspieliger gewesen sein. Da sich der Zustand des historischen Instruments im Laufe der Zeit natürlich trotzdem verschlechterte, wurde vor etwa 20 Jahren schließlich doch noch in den Erhalt investiert, mit bescheidenem Erfolg: „Das war eher eine Verschlimmbesserung, weil die Qualität der aus Kostengründen verwendeten Materialien zu wünschen übrig ließ.“

Bonifatiuskirche Grossheide Arle

Bonifatiuskirche Grossheide Arle

Bonifatiuskirche Grossheide Arle

Bonifatiuskirche Grossheide Arle

Bonifatiuskirche Grossheide Arle

Bonifatiuskirche Grossheide Arle

Bonifatiuskirche Grossheide Arle

Bonifatiuskirche Grossheide Arle

Bonifatiuskirche Grossheide Arle

Bonifatiuskirche Grossheide Arle

Bonifatiuskirche Grossheide Arle

Bonifatiuskirche Grossheide Arle

Bonifatiuskirche Grossheide Arle

Bonifatiuskirche Grossheide Arle

Bonifatiuskirche Grossheide Arle

Bonifatiuskirche Grossheide Arle

Bonifatiuskirche Grossheide Arle

Bonifatiuskirche Grossheide Arle

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Nun also muss die „Königin“ richtig saniert werden, bevor sie ihre Magnetkraft wieder voll entfalten kann. Der Orgelrevisor hat Schimmel und Bleifraß entdeckt, einige Tasten klemmen, die Balganlage schwächelt, Pfeifen verbiegen sich. Aber auch im Blick auf die Restaurierung stehen die Zeichen in Arle gut: Der Revisor stellt sein Fachwissen zur Verfügung, ein eigens gegründeter Orgelausschuss engagiert sich und sammelt Fördermittel. Benefizkonzerte, sagt die Pfarrerin, haben schon mehr als 3000 Euro in die Sanierungskasse gebracht, beim traditionellen Handwerkermarkt in und um St. Bonifatius gibt es Orgelführungen, drei ausrangierte Pfeifen bitten an den Treppen und auf der Empore um Spenden. Ein besonderer Schachzug der Spendensammler ist eine kleine Video-Reihe im Internet, bei der Organist Thomas Kruse seine „Königin“ und ihre Geschichte professionell und unterhaltsam vorstellt.

Die Videos sind Dank und zugleich Bitte um mehr Spenden: Knapp 510.000 Euro werden für die Sanierung des Instruments benötigt. Die Stiftung Orgelklang fördert das Vorhaben mit 5.000 Euro.

Es ist keine geringe Summe, die man in Arle aufzubringen bereit ist. Denn: „Viele Menschen hier lieben diese Orgel“. Christiane Rolffs ist daher zuversichtlich und entschlossen, dass es gelingt, die „Historizität des Instruments wieder aufleben zu lassen“: „Entweder wir schaffen es so oder gar nie mehr!“. Ende des Sommers sollen die Arbeiten beginnen, wie so oft hängt aller Anfang von dem Terminplan des begehrten Orgelbauers ab, der strukturell viele Projekte und zu wenige Mitarbeiter hat.

Spätestens Ende kommenden Jahres möchte man in Arle wieder reinen Orgelklängen lauschen können. Die Pfarrerin freut sich darauf: „Das Instrument bringt den gesamten Raum zum Klingen, sie erreicht jeden, egal, wo man sitzt. Sie nimmt die Zuhörer mit, sodass man träumen kann und sich einfach wohlfühlt.“ Wann genau das erste Konzert nach der Sanierungs-Durststrecke gegeben werden kann, ist noch offen. Sicher aber ist, dass es danach wieder Beifall geben wird.