Hartung-Orgel (1728) in St. Laurentius zu Gebesee (Thüringen)
Hartung-Orgel (1728) in St. Laurentius zu Gebesee (Thüringen)

40 Jahre Schweigen – und ein Ende in Sicht

„Orgel des Monats Januar 2025“ in Gebesee

Zu trockene, zu heiße Sommer, zu nasse Winter: Holz, Leder und Metall – viele im Instrument verbaute Materialien erlagen diesen Widrigkeiten mit der Zeit. Und dann kam Ungemach von oben hinzu: 1980, kurz vor Weihnachten, sperrte die Bauaufsicht die Kirche, weil der Dachstuhl einzufallen drohte. Zwar konnte dies abgewendet werden – die Sanierung der Decke wurde auch von der Stiftung KiBa gefördert – doch die Bauarbeiten trugen nicht zur Verbesserung des äußeren wie inneren Zustandes der Orgel bei. Hässliche Risse zeigten sich in der Windlade und in vielen der Metallpfeifen, die Klaviatur war korrodiert, die Balganlage ausgebaut: Irgendwann gab es schlicht keine Chance mehr auf schöne Töne in St. Laurentius.

Obwohl das Schweigen der Orgel seit mehr als einer Generation andauert, haben sich die Menschen in Gebesee nicht daran gewöhnt. Das liegt nicht nur an persönlichen Sentimentalitäten der etwas Älteren. Sondern auch an beeindruckenden Fakten: 300 Jahre ist die Orgel bald alt; sie gilt als erstes, und vor allem nahezu vollständig erhaltenes Werk von Johann Michael Hartung (1708 – 1763) – und damit als „äußerst wertvolle Rarität“, berichtet Georg Steiger, der offizieller Orgelbeauftragter der Kirchengemeinde ist. Aus der Kirche entfernt oder gar ersetzt werden kann sie schließlich auch deshalb kaum, weil sie optisch mit dem Altar- und dem Kanzelprospekt zusammengehört; das in Weiß und Gold gehaltene, üppig-barocke Ensemble ist aus dem Innenraum von St. Laurentius nicht wegzudenken. 

St. Laurentius Gebesee

St. Laurentius Gebesee

St. Laurentius Gebesee

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Seit 2016 schon trägt man in der Gemeinde daher unermüdlich Spenden zusammen für die Sanierung der historischen „Königin“. Mit einigem Erfolg: 47.000 Euro, berichtet Georg Steiger, sind auf das entsprechende Konto eingegangen, „und es kommen immer noch weitere dazu“. Die Stiftung Orgelklang stellt 5.000 Euro zur Verfügung; insgesamt werden die Arbeiten am Ende rund 296.000 Euro gekostet haben. In Gang sind sie glücklicherweise schon: Das Instrument befindet sich in der Werkstatt im 60 Kilometer entfernten Waltershausen, wo in den vergangenen Monaten „alles, was restauriert werden musste, restauriert wurde“. Eigentlich, meint der Orgelbeauftragte, „kann die Hartung-Orgel jede Minute wieder eingebaut werden“. Dann fehlt nur noch ein letzter Schritt für die Vollendung aller Mühen, und das wäre die Sanierung der Holzpfeifen, die derzeit noch unbehandelt und arbeitslos auf der Empore im Kirchraum lagern. Steiger ist zuversichtlich, dass auch dieser letzte Schritt bald gegangen werden kann.

„Es könnte passieren, dass wir dann in diesem Jahr fertig sind“, sagt der Orgelbeauftragte. Die Vorfreude ist seiner Stimme anzuhören. Nicht nur, dass es seiner Mutter gut gefallen hätte, diese besondere Orgel wieder in Gebrauch zu wissen. Steiger schaut auch nach vorn: „Manche waren skeptisch, ob wir in der Gemeinde überhaupt noch jemanden finden, der die Orgel spielen wird. Ich bin überzeugt, dass man es andersherum sehen muss: Nur ein intaktes Instrument kann gespielt werden. Und da, wo eine Orgel schön klingt, werden sich auch junge Menschen finden, die sie zum Klingen bringen wollen.“