Großer Tatendrang für schönen Orgelklang
„Orgel des Monats Januar 2022“ in Rosperwenda
Dass die Orgel saniert werden muss, hat sich schnell herumgesprochen in Rosperwenda. Gleich zu Beginn ihrer Amtszeit, erinnert sich Pfarrerin Mareike Blischke, markierten zwei lautstarke Heuler das Ende der Bespielbarkeit des Instruments in der Kirche St. Margarethen. (Was selbstverständlich in keinerlei Kausalzusammenhang stand, zumal die Theologin auch ihr Vikariat schon in der Gemeinde absolviert hatte.)
Rund 280 Menschen leben in dem Dorf im Landkreis Südharz (Sachsen-Anhalt); die Kunde vom nicht mehr spielbaren Instrument eilte von Mund zu Mund, löste Bestürzung aus – und großen Tatendrang. 2020 geschah dies, und seitdem sammelt man Geld in Rosperwenda: „Alle im Ort hier sind engagiert“, sagt die Pfarrerin. „In vielen Gottesdiensten kommen Spenden zusammen, der Frauenkreis hat mehrfach gespendet, eine große finanzielle Unterstützung kam auch von der Waldpachtgemeinschaft.“ Rund 2.300 Euro liegen inzwischen auf dem entsprechenden Konto (mit vorsorglich gebildeten Rücklagen sind es sogar 4.300 Euro), und es sollen mehr werden. „Im vergangenen Herbst hatten wir musikalische Benefiz-Andachten geplant und dann der Pandemie wegen abgesagt. An Heiligabend hat sich nun aber gezeigt, dass wir, wenn wir sie geschickt setzen, doch nicht so wenige Menschen in der kleinen Kirche unterbringen können, ohne die Auflagen zu verletzen“, berichtet Mareike Blischke. Grünes Licht also für weitere Veranstaltungen in der Kirche - im Frühjahr soll der zweite Anlauf für Benefiz-Andachten beginnen.
Die Orgel, deren Klang so schmerzlich vermisst wird, kam schon 1791 nach Rosperwenda; vermutlich in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts erbaut, wurde sie von der Gemeinde gebraucht gekauft und von einem Orgelbauer namens Eduard Thielemann in St. Margarethen installiert. 80 Jahre später passte man die barocke Disposition des Instruments dem Zeitgeschmack an, seitdem begleitete es treulich Gottesdienste, Andachten und Konzerte.
Die Aktiven der Gemeinde beim Abklopfen des Putz
Empore mit der Thielemann-Orgel
Blick von der Empore in den Altarraum
St. Margarethen zu Rosperwenda in Sachsen-Anhalt
Spieltisch der Thielemann-Orgel in St. Margarethen
Blicks ins Innere auf die Tastenstäbe
Ein Teil des Pfeifenwerks
Die Sanierung der „Orgel des Monats Januar 2022“ wird umfassender ausfallen, als man zunächst gehofft hatte, sagt die Pfarrerin. Alle Teile werden sorgfältig gereinigt werden, Windlade, Spielschrank, Gehäuse und Pfeifenwerk instandgesetzt. Auch der Holzwurm ist in den rund 270 Lebensjahren des Instruments nicht untätig geblieben. Knapp 35.000 Euro werden die Maßnahmen zur Wiederherstellung der alten Dame kosten. Die Stiftung Orgelklang beteiligt sich mit 3000 Euro. „Jetzt hoffen wir noch auf den Bescheid der Landeskirche. Erst wenn der da ist, kann es losgehen.“
An den Menschen in Rosperwenda wird ein baldiger Sanierungsbeginn jedenfalls nicht scheitern. „Eine Auflage von der Baureferentin des Kreiskirchenamtes war, dass der Putz in der Kirche erneuert werden muss“, berichtet Mareike Blischke, „das hat eine große Aktion im Dorf hervorgerufen“. Gemeinschaftlich wurde der alte Putz abgeklopft, in ein paar Wochen wird neuer aufgebracht. „Alle wollen, dass die Orgel saniert in einer guten Kirche steht!“