Instandsetzung eines „wunderbar typischen“ romantischen Instruments
„Orgel des Monats Februar 2023“ in Chemnitz-Klaffenbach
„Wenn du nicht mehr weiter weißt, gründe einen Arbeitskreis!“ Dieses Motto, das von Woody Allen stammen soll, hat Wolfgang Lesch in Bewegung gebracht: „Nein, dachte ich, wir gründen keinen Arbeitskreis, sondern einen Verein“, sagt der 68-jährige Klaffenbacher lachend am Telefon. Vor gut fünf Jahren riefen Lesch und seine Mitstreiter den „Förderverein Ev.-Luth. Kreuzkirchgemeinde Chemnitz-Klaffenbach e.V.“ ins Leben – und lebendig ist er bis heute. „Anfangs waren es die Glocken der Kirche, um die wir uns kümmern mussten“, erinnert sich der ehemalige Kirchenvorsteher. Inzwischen hat der auf 45 Mitglieder angewachsene Verein die Orgel in der Kreuzkirche im Blick.
Erbaut wurde das Instrument von Herrmann Eule im Jahr 1911. Eule hatte seine Werkstatt in Bautzen 1872 gegründet; als erster sächsischer Orgelbauer wandte er das System der mechanischen Kegellade an, das er in Süddeutschland kennengelernt hatte. Ebenfalls neu war, den Spieltisch freistehend zu konzipieren. Anders als andere Meister seines Faches blieb Eule bei dem einmal gewählten System und schuf Instrumente, die sich durch hohe Funktionsfähigkeit und Zuverlässigkeit auszeichneten. Auch einen neuen, hochromantischen Klang brachte der Orgelbauer aus Süddeutschland nach Sachsen.
Kreuzkirche Klaffenbach Chemnitz
Kreuzkirche Klaffenbach Chemnitz
Kreuzkirche Klaffenbach Chemnitz
Kreuzkirche Klaffenbach Chemnitz
Kreuzkirche Klaffenbach Chemnitz
Kreuzkirche Klaffenbach Chemnitz
Die Orgel in Klaffenbach kostete die Gemeinde damals rund 8.700 Mark. Sie war, so ist es der Website des Vereins zu entnehmen, von Anfang an mit einem elektrischen Ventilator ausgestattet – eine absolute Seltenheit in dieser Zeit. Da ihre Prospektpfeifen anders als bis dahin üblich statt aus Zinn aus Zink bestanden, blieb sie verschont, als bei vielen anderen Instrumenten die Zinnpfeifen zu Kriegszwecken entfernt wurden. „Der volle, warme und grundtönige, raumfüllende Klang in der typischen kraftvollen Intonation“ Hermann Eules, so heißt es auf der Website weiter, mache das „sehr sorgfältig aus gutem Material“ gefertigte Instrument zu einer „wunderbar typischen spätromantischen Orgel“, die sich auch als Konzertorgel bestens eigne.
Wolfgang Lesch kann das nur bestätigen. „Unsere Orgel ist eine der wenigen, die noch im Original erhalten sind. Und die Leute kommen gerne, um sie zu hören.“ Tatsächlich aber ist der Klang des Instruments derzeit „mangelhaft“. Verschleiß und Verschmutzung sind zu beheben, alle 1326 Pfeifen müssen gereinigt und ebenso instandgesetzt werden wie die 22 Register. Im Sommer soll die „Orgel des Monats Februar 2023“ saniert werden, die Stiftung Orgelklang unterstützt das Vorhaben mit 4.000 Euro.
Insgesamt werden 71.000 Euro für die Instandsetzung nötig sein. Treibende Kraft im Blick auf Spenden ist der Förderverein. Er organisiert regelmäßige Benefizkonzerte, aber auch Vorträge über Heilkräuter im Garten, Kunst in der Kirche oder Kabarett finden in Klaffenbach statt. „Wir wollen die Menschen nicht anbetteln, sondern um Spenden werben nach dem Prinzip ‚Geben und Nehmen‘“, sagt Wolfgang Lesch. „Und wir geben so einiges!“ Bei der letzten Veranstaltung des Fördervereins waren rund 300 Gästen gekommen – „die wollten auch alle bewirtet sein“. Auch wenn Lesch keinesfalls der einzige Engagierte ist und sehr viel Unterstützung von anderen Vereinsmitgliedern erhält, ist er froh, schon das Rentenalter erreicht zu haben: „Ich wüsste gar nicht, wie ich das sonst alles schaffen könnte“
Wie lange die Sanierungsarbeiten an der Orgel in Klaffenbach dauern werden, ist noch offen. Fest steht aber, dass das Instrument spätestens im Jahr 2025, wenn Chemnitz Kulturhauptstadt Europas ist, wieder für viele Konzerte zur Verfügung stehen soll.