Gerhard-Instrument wird nicht nur gestimmt
„Orgel des Monats August 2023“ in Altendorf
„Entweder ihr saniert, oder es geht bald gar nichts mehr“ – so das knappe Urteil des Sachverständigen, nachdem er die Orgel in der Sankt-Maria-Kirche im thüringischen Altendorf begutachtet hatte. Ein Schreck war das zunächst, erinnert sich Thomas Furche, denn eigentlich hatte man den Experten nur herangezogen, um das Instrument stimmen zu lassen.
Thomas Furche ist Vorsitzender des Gemeindekirchenrates in Altendorf, das in der Nähe von Jena liegt. Der Ruheständler wohnt etwa 100 Meter von der Dorfkirche entfernt und hat sich jahrelang am Klang der Orgel gefreut. „Ja, ein Register ist kaputt und eine Taste hängt und es klang manchmal schräg. Aber wir haben einen Organisten, der es immer wieder verstanden hatte, das Instrument gut zu spielen, daher waren wir nicht darauf gefasst, sanieren zu müssen.“ Trotzdem wollten die Altendorfer nach dem entschiedenen Votum des Sachverständigen schnell handeln. „Innerhalb eines Jahres sollte die Instandsetzung durch sein“. Aber nicht alle Fördergelder flossen schnell, und auch der Orgelbauer hatte nicht sofort Zeit. Jetzt hat das Warten bald ein Ende: „Im vierten Quartal dieses Jahres werden wir starten können“, sagt Thomas Furche.
St. Maria Altendorf
St. Maria Altendorf
St. Maria Altendorf
Ganz und gar überraschen kann der Sanierungsbedarf des Instruments in Sankt Maria nicht, ist es doch immerhin schon 280 Jahre alt. Könnten die zwei auf dem Prospekt sitzenden lebensgroßen Figuren sprechen, hätten sie sicher viel zu erzählen: Bereits 1753 schuf der thüringische Orgelbauer Justinus Ehrenfried Gerhard, ein Schüler des berühmten Gottfried Silbermann, das Werk in seiner Werkstatt in Lindig. Von ihm stammen einige Orgeln in der Region. „Vor etwa zehn Jahren stand hier jemand aus der Gemeinde Oelknitz vor der Kirchtür und wollte unsere Gerhard-Orgel ganz genau anschauen“, erinnert sich Thomas Furche. „Die Orgel dort war fast baugleich mit der unseren und musste saniert werden. Man wollte sehen, wie Gerhard bestimmte Teile wo verbaut hatte.“
Inzwischen ist das Instrument in Altendorf mit seinen 15 Registern und zwei Manualen selbst an der Reihe. Auch wenn einige Teile davon im Laufe der Jahre umgebaut und dabei nach Notwendigkeit instandgesetzt wurden, ist noch viel zu tun: Die gesamte Windanlage ist instandzusetzen - ein Magazinbalg wurde bislang noch von einem Windversorger gespeist, der auf dem Dachboden untergebracht war. Das in Weiß und Blau gehaltene, barocke Gehäuse auf der Westempore muss gründlich gereinigt und repariert werden, ebenso wie die Pfeifen, Windladen, Trakturen und die Klaviatur, die der Orgelbauer mit in seine Werkstatt nehmen wird. Rund 110.000 Euro soll die Restaurierung kosten. Die Stiftung Orgelklang gibt 4.000 Euro dazu.
Spenden für die Instandsetzung der „Königin der Instrumente“ sammelt die Gemeinde schon seit längerem, berichtet Thomas Furche. „Vor Corona gab es immer ein Sommerfest, dessen Erlöse der Restaurierung zugutekamen, aber auch jetzt wird regelmäßig gespendet.“ Drei Jahre, so die derzeitige Planung, wird die Gemeinde ohne das Instrument auskommen müssen. „Immerhin haben wir ein gutes Keybord, das wird gehen“, ist Furche zuversichtlich.
Auf die Rückkehr der Orgel ist er trotzdem schon gespannt. „Klar freuen wir uns!“, sagt er und berichtet von den Zukunftsplänen der Gemeinde mit der Gerhard-Orgel. Ihre ersten Einsatzorte werden selbstverständlich die Gottesdienste in Sankt Maria sein, doch auch regelmäßige Konzerte soll es geben, „dafür haben sich auch schon Organisten aus umliegenden Gemeinden angemeldet“.