„Ein schönes, volles Werk“
Orgel des Monats August 2022 in Sora
Sie ist wirklich hart im Nehmen und tut seit 1874 tapfer ihren Dienst: die Orgel in der Dorfkirche Sora im Kreis Meißen im mittleren Sachsen. In Folge des Beschusses durch russische Kampfverbände am 6. Mai 1945 stand das Instrument gar im Wasser – das Kirchendach war beschädigt – an den Holzpfeifen sind noch Spuren zu erkennen. Die robusten Pfeifen haben das mitgemacht.
Der Orgel-Sachverständige ist begeistert: ein „schönes, volles Werk“ besitzt das Instrument, das bis auf die Prospektpfeifen aus Zink – die originalen Zinnpfeifen mussten 1917 zu Kriegszwecken abgegeben werden – klanglich und technisch original erhalten ist. Mit seinen 20 klingenden Registern auf zwei Manualen kann sich die historische Schleifladenorgel absolut sehen lassen. Mit Blick auf ihre jüngere Vergangenheit ist das keineswegs selbstverständlich.
Zwischen 2017 und 2021 wurde die Dorfkirche multifunktional umgebaut. Zum Schutz vor Staub und Dreck war die Orgel „eingehaust“, trotzdem kam es zu Verschmutzungen, u.a. durch die vorher nicht geplante archäologische Untersuchung des Kirchenfußbodens. Außerdem haben die heißen und trockenen Sommer zu Schäden an den Windladen geführt. Eine neue Windversorgung musste her. „Die schwankenden klimatischen Bedingungen haben unserer Orgel schwer zugesetzt, es gab immer wieder Durchstecher“, erzählt Pfarrer Christoph Rechenberg. „Außerdem hatte das Instrument mit Wurmbefall zu kämpfen.“
St. Bartholomäus Sora
St. Bartholomäus Sora
St. Bartholomäus Sora
St. Bartholomäus Sora
St. Bartholomäus Sora
38.000 Euro sollte die Sanierung kosten, ein ordentlicher Brocken für die Kirchengemeinde. Die Hälfte davon hat die Landeskirche getragen, fast ein Viertel sind Eigenmittel der Gemeinde, die Spendenbereitschaft dafür war sehr groß. Weitere 3.000 Euro gibt die Stiftung Orgelklang dazu. Überhaupt engagiert sich die Gemeinde in besonderem Maße. „Über 7.000 ehrenamtliche Arbeitsstunden sind allein in den Umbau der Kirche geflossen“, weiß Pfarrer Rechenberg. „Dass der Umbau aber die Spielbarkeit unserer Orgel beeinträchtigen würde, konnte niemand vorausahnen.“
Also haben Rechenberg - der nicht nur Pfarrer, sondern auch gelernter Tischler ist - und die Ehrenamtlichen kräftig an der Orgel gearbeitet. „Montags hat der Pfarrer frei“, schmunzelt Rechenberg, also wurden die Montage zu festen Terminen, an denen ein neuer Zwischenboden für die Windversorgung gezimmert wurde. Die Holzpfeifen und alle weiteren Holzteile der Orgel wurden mit Alkohol gereinigt und das Pfeifenwerk grundlegend gesäubert. Mit Erfolg: die Fertigstellung wird fristgerecht sein. Es gibt auch schon den ersten Termin: Am 18. September wird die Orgel mit einem Erntedankgottesdienst feierlich eingeweiht. Am Nachmittag wird ein Konzert mit Orgel und Trompete stattfinden.
Die Zukunft der Jahn-Orgel sieht also gut aus, eine Belüftungsanlage wird in Zukunft das Klima stabilisieren, Sensoren haben bereits die neue klimatische Situation nach dem Umbau der Kirche eingemessen. Mit dem Umbau kann die Dorfkirche Sora viele neue Aufgaben erfüllen, z.B. für die neu gebaute evangelische Oberschule, die bereits Unterrichtstage und Projekte eingeplant hat. Dank der Nähe zur Landeshauptstadt Dresden (mit entsprechendem Zuzug) sind die Mitgliederzahlen der Gemeinde stabil.
Für die Orgel hat Pfarrer Rechenberg noch weitere Pläne, denn man könne immer noch hören, dass im Prospekt Pfeifen aus Zink anstelle der ursprünglichen Zinnpfeifen stehen. „Die Zinkpfeifen klingen etwas straffer, das könnte man nochmal machen. Später. “ Rund 10.000 Euro würde das kosten. Er hofft, dafür irgendwann einen Mäzen gewinnen zu können.