Orgel in St. Johannis Aufkirchen (Bayern)
Orgel in St. Johannis Aufkirchen (Bayern)

Von vielen Tieren und einem 362 Jahre alten Instrument

„Orgel des Monats April 2025“ in Aufkirchen

Große Erwartungen sind auf die „Pfarr-Säue“ gerichtet. „Der Name mag erstmal ein bisschen befremden“, sagt Rainer Schülein und klärt schnell auf: Es geht um drei Schweine. Echte Tiere also, die in wenigen Tagen im Pfarrgarten von St. Johannis im bayerischen Aufkirchen Einzug halten werden. Ein besonderer Ort für die Vierbeiner, eines besonderen Zweckes wegen: Das Fleisch der „Pfarr-Säue“, die im November geschlachtet werden, ist nicht verkäuflich; stattdessen wird es verlost. „Lose dafür gibt es, solange die Schweine wachsen“, erklärt Rainer Schülein. Und: Profitieren werden am Ende nicht nur Liebhaber der „Fränkischen Schlachtschüssel“ mit Losglück, sondern alle Gemeindemitglieder. Denn der Erlös der deftigen Aktion fließt in die Sanierung der Orgel von St. Johannis.

Die Nachbargemeinde hat es vorgemacht: 16.000 Euro hätten die dortigen „Pfarr-Säue“ in die Sanierungskasse gebracht, berichtet Rainer Schülein. Er ist der Orgelbeauftragte im Kirchenvorstand und stellvertretender Vorsitzender des Fördervereins, der sich die Restaurierung des Instruments auf die Fahnen geschrieben hat. Seit mehr als 20 Jahren ackert der gebürtige Aufkirchener zusammen mit 34 weiteren Vereinsmitgliedern zum Wohle der Orgel. Ein weiterer Punkt auf der Vereins-Aktionsliste ist der Orgelwein: Ein regionaler Weinhändler liefert, die Vereinsmitglieder verkaufen den edlen Tropfen in rot und weiß für 9 Euro pro Flasche. Natürlich nicht, ohne diese zuvor mit dem Orgelwein-Etikett zu versehen, auf dem ein besonderes Wappen prangt. Dieses Wappen mit Bischofsstab, Hirschgeweih und Leoparden (und allerlei mehr) ziert auch den Prospekt des Instruments, um dessentwillen der Wein verkauft und getrunken wird.

Stummfilmkonzert im Oktober 2024 in St. Johannis Aufkirchen

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Kantor Reinhold C. Morath bewies einmal mehr sein außergewöhnliches Talent als Improvisator. Seine Orgelbegleitung, vollständig spontan gestaltet, verlieh den Stummfilmen eine zusätzliche Dimension.

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Ein Abend voller Lachen und Staunen: von Buster Keaton...

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...bis zu Tom & Jerry. Die Zuschauer, darunter erfreulich viele Kinder, waren von Anfang an in bester Laune.

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Womit wir schon mittendrin sind in der Historie der bemerkenswerten Orgel. Diese beginnt sage und schreibe im Jahr 1663. Der bischöfliche Auftraggeber ließ das Werk für das Dominikanerkloster anfertigen und mit seinem Wappen (mit Stab, Hirsch usw.) versehen. Nach der Säkularisierung des Klosters Anfang des 19. Jahrhunderts stand das imposante Instrument zum Verkauf. Diesmal war es ein Schlachtermeister aus Aufkirchen, der 475 Gulden dafür spendete. So gelangte das Werk, dessen Erbauer übrigens unbekannt ist, im Jahr 1816 nach St. Johannis.

In der Kirche befindet sich das Instrument mit dem barocken Prospekt (verziert mit viel Gold, Rot, Grün und natürlich dem Wappen) prominent im Westgiebel, dem Altar gegenüber. Pardon: „befand“ muss es wohl richtigerweise heißen, denn inzwischen hat der Orgelbauer das Instrument in die Werkstatt mitgenommen. Er ist beauftragt, Front, historische Oberwerkswindlade und Pfeifenwerk umfassend instand zu setzen. Rund 400.000 Euro werden dafür nötig sein. Die Stiftung Orgelklang gibt 5.000 Euro und die vom Verein sagenhaft gesammelte Projektspende in Höhe von 140.000 Euro hinzu. 

St. Johannis Aufkirchen

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Wann genau die historische Orgel nach St. Johannis zurückkehrt, ist noch nicht ausgemacht. Fest steht aber, dass alle notwendigen Arbeiten durchgeführt werden, um ihr die ursprüngliche, frühbarocke Klangpracht zurückzugeben. Darauf haben alle in der kleinen, rund 310 Köpfe umfassenden Gemeinde, lange hingearbeitet. „Die Orgel ist ein wichtiger Bestandteil der Identität der Gemeinde“, sagt Rainer Schülein. Deshalb sei die Bereitschaft für Spenden und Aktionen so außerordentlich hoch. Ein weiterer Grund: „Das Instrument drückt das Gotteslob auf eine ganz besondere Weise aus“. Entsprechend ist auf der Website des Vereins das Ziel aller Spendenmühen so beschrieben: Die Orgel möge die Kirche künftig wieder mit ihrem majestätischen Klang erfüllen – „zur Ehre Gottes und zur Freude vieler Generationen“.