Mehr Strahlkraft für historisches Bernhard-Instrument
„Orgel des Monats April 2024“ in Ober-Ohmen
„Nach 215 Jahren benötigt selbst die feinste Orgel eine Sanierung“, sagte der Bundestagsabgeordnete Felix Döring im vergangenen Herbst. Recht hat er! Während der Parlamentarier beim Bund (erfolgreich) für finanzielle Unterstützung zur Sanierung des Instruments in der evangelischen Kirche im hessischen Ober-Ohmen warb, beschied auch die Stiftung Orgelklang den Antrag der Kirchengemeinde positiv. 6.000 Euro stellt sie für ihre „Orgel des Monats April 2024“ zur Verfügung. Auch in der Gemeinde selbst werden vereinzelt schon die Geldbeutel geöffnet: „Wir haben zum Beispiel im Gemeindebrief über die anstehenden Restaurierungsarbeiten berichtet“, sagt Pfarrer Markus Witznick, „da sind gleich die ersten Spenden eingetroffen.“
Was ist das für eine „feine Orgel“, die so viele Förderer hat? Neben ihrem Alter beeindruckt sie durch ihre Größe, mit der sich ihr Prospekt im fränkisch-hessischen Barock auf der Empore über dem Altar erstreckt: „Das Instrument hat 23 Register und ist in einem Ort mit rund 800 Bewohnern schon eine Besonderheit“, meint der Pfarrer. Trotz ihres hohen Alters ist diese „Königin“ zwar spielbar, „aber sie hat nicht den Klang, den sie verdient“. Witznick geht davon aus, dass das Instrument „viel mehr Kraft haben, voller und vielfältiger sein könnte“ – wenn es erst saniert ist.
Dass dies passieren soll, steht außer Frage („Wir freuen uns sehr, dass es bald ernst wird!“), allein der genaue Zeitpunkt – irgendwann im kommenden Jahr – ist noch offen. Nach der Vergabe des Auftrags muss der gewählte Orgelbauer erst einmal eine Lücke im Terminkalender haben, und zwar eine große. Denn zu tun ist: so ziemlich alles. Windkanäle und Magazinbalg, Windladen, Spielanlage und Trakturen, das Pfeifenwerk – alle wichtigen Bestandteile des Instruments müssen instandgesetzt werden. Und die Intonation am Ende soll einen Klang hervorbringen, der dem der originalen Orgel so nah wie möglich kommt. Kein Pappenstiel: Gut 282.000 Euro sind für diese große Aufgabe veranschlagt.
Dorfkirche Ober-Ohmen Mücke
Dorfkirche Ober-Ohmen Mücke
Dorfkirche Ober-Ohmen Mücke
Erbaut wurde die Orgel in Ober-Ohmen im Jahr 1809 von Johann Hartmann Bernhard in Romrod. Er gilt als der prominenteste Vertreter einer Dynastie im mainfränkisch-hessischen Orgelbau. Gründer der Werkstatt im ungefähr 20 Kilometer entfernten Romrod war Bernhards Vater; von Bernhards sechs Kindern führten einige Söhne das Handwerk weiter. Rund 120 Orgelneu- oder umbauten werden der Familie zugerechnet.
Auch wenn die Sanierung des historischen Kleinods in Ober-Ohmen noch auf sich warten lässt – das Engagement der Gemeindemitglieder dafür tut dies nicht. „Wir haben schon jetzt eine 1,20 Meter große Orgelpfeife in der Kirche neben dem Ausgang aufgestellt, in die Spenden eingeworfen werden“, berichtet Markus Witznick. Pfeifenpatenschaften sind geplant, ebenso wie eine Benefiz-Konzertreihe. „Dabei soll die Bernhard-Orgel mit je einem anderen, vielleicht eher ungewöhnlichen Instrument in Szene gesetzt werden, zum Beispiel mit einer Klarinette oder einem Schlagzeug“. Über diese und weitere Ideen wird noch mit den Dekanatskantorinnen beratschlagt.
Wann auch immer das beliebte Instrument saniert sein wird: Der Pfarrer geht fest davon aus, dass sich die jetzt schon beachtliche Strahlkraft auch in die Region hinein deutlich verstärken wird. „Die Bernhard-Orgel hat einen großen Wert für uns“, sagt er stellvertretend für die Gemeinde, „und wir wollen wieder zum Klingen bringen, wofür sie geschaffen wurde“.