Großzügige Spenden machen Instandsetzung des Instruments in Groß-Eichen möglich
„Orgel des Monats Mai 2018“
Das Orgel-Nachspiel ist für Ingrid Pumm ein besonderes Highlight nach dem Gottesdienst. Sie bleibt gern in der Kirchenbank sitzen und lauscht. „Weil wir einen so großartigen Organisten haben. Ihm hört man einfach gern zu!“ Otto Peter heißt der Gelobte, und die Orgel, die er so kundig zum Klingen bringt, steht auf der Empore über dem Altar der Evangelischen Kirche im hessischen Groß-Eichen. Seit er zehn oder elf Jahre alt ist, zieht der inzwischen 75-jährige Landwirt die Register des von Philipp Ernst Wegmann erbauten Instruments. Wohl auch deshalb wusste Otto Peter genau, wie er zu spielen hatte, damit sich die in den letzten Jahren immer deutlicher werdenden Mängel an der Orgel akustisch nicht zu sehr bemerkbar machten. „Nur den Fachleuten ist das aufgefallen, wir Laien haben das nicht gehört“, attestiert Ingrid Pumm, die Vorsitzende des Kirchenvorstands ist. „Dabei gibt es ziemlich viel zu tun an der Orgel“.
Das Instrument in Groß-Eichen ist eines der zwölf von Wegmann gefertigten Werke, und, so heißt es auf der Website des Landesamtes für Denkmalpflege in Hessen: „eines der wertvollsten barocken Instrumente in der Orgellandschaft Oberhessens“. Der Vertrag zum Bau der Orgel wurde schon 1769 geschlossen, allerdings kam es zu Missverständnissen, auf welcher Seite der Spieltisch angebracht werden sollte. Daher wurde das Instrument erst im Jahr 1771 fertiggestellt. Von dem ursprünglichen Werk mit dem klassischen siebenteiligen Prospekt ist noch vieles erhalten; allerdings brachten Umbauten in den Jahren 1963 und 1981 gravierende Eingriffe mit sich, nicht immer zum Besten der Orgel. Im Zuge der Renovierung werden diese Umbauten nun zu großen Teilen - zum Beispiel im Bereich der Traktur und im Klangapparat - rückgängig gemacht werden. Die Spieltechnik soll im Sinne Wegemanns rekonstruiert, und auch das Pfeifenwerk mit passenden Registern ergänzt werden.
Opitz-Orgel in der Dorfkirche Jonaswalde
Opitz-Orgel in der Dorfkirche Jonaswalde
Opitz-Orgel in der Dorfkirche Jonaswalde
Opitz-Orgel in der Dorfkirche Jonaswalde
Opitz-Orgel in der Dorfkirche Jonaswalde
Opitz-Orgel in der Dorfkirche Jonaswalde
Opitz-Orgel in der Dorfkirche Jonaswalde
Opitz-Orgel in der Dorfkirche Jonaswalde
Vor wenigen Tagen ist die Orgel aus der Kirche abgebaut und in die Werkstatt gebracht worden; gut 75.000 Euro werden die dort zu erbringenden Instandsetzungsmaßnahmen kosten. Die Stiftung Orgelklang fördert ihre „Orgel des Monats Mai 2018“ mit 5000 Euro. Auch die Groß-Eichener sind nicht untätig: Kuchen zum Adventskaffee, Bratwürstchen beim „Kirchweihdienstag“: Seit 2016 gehen die Reinerlöse aller Veranstaltungen der Kirchengemeinde auf das Spendenkonto für die Orgelsanierung. „Außerdem gibt es hohe Einzelspenden“, weiß die Vorsitzende des Kirchenvorstands. „Das sind auch schon mal 1000 Euro. Solche großzügigen Spenderinnen und Spender hatten wir etliche, sonst hätten wir das notwendige Geld nicht zusammenbekommen.“
Ingrid Pumm ist in Groß-Eichen geboren und aufgewachsen, sie ist zwischenzeitlich weggezogen, und wieder zurückgekehrt; ihre Tochter hat im Ort gebaut. Zum dritten Mal hat sie das Amt der Kirchenvorstandsvorsitzenden inne. Dass sie sich engagiert, ist selbstverständlich für die 68-Jährige: Die Familie, der Ort, die Landschaft - das alles bedeutet Heimat für sie. „Und die Kirche und die Orgel gehören einfach dazu!“