„Das Instrument gehört hierher“
„Orgel des Monats September 2019“ in Eisenberg
„Ihre Gemeinde kann stolz auf ihre wertvolle, romantische Walcker-Orgel sein“ – dies bescheinigt der Geschäftsführer der Orgelwerkstatt Scheffler der Protestantischen Gemeinde im pfälzischen Eisenberg, im Gemeindebrief . Denn: Die Firma E.F. Walcker aus Ludwigsburg habe bis Ende des 19. Jahrhunderts zu den weltweit berühmtesten und leistungsfähigsten deutschen Orgelbaubetrieben gehört. Pfarrer Karl-Ludwig Hauth kann das Lob nur bestätigen: „Wir haben hier einen wirklich wertvollen Schatz“, sagt er, „man fühlt, dass die Orgel hierhergehört“. Als passionierter Bläser schätzt er besonders „die konzertante Größe und Vielfalt“ des 1900 von Walcker als opus 874 erbauten Instruments.
Fast 120 Jahre lang tut die „Orgel des Monats September 2019“ der Stiftung Orgelklang also nun schon ihren Dienst in der Protestantischen Kirche Eisenberg. In den vergangenen Monaten hat die Gemeinde indes auf das Orgelspiel im Gottesdienst verzichten müssen, weil große Teile des Instruments zur Rundum-Überholung in der Werkstatt waren: Jede der 2196 Pfeifen wurde gereinigt, Teile der Traktur auf ihren originalen, pneumatischen Zustand zurückgeführt. Eine zentrale Rolle dabei stellen die Leder-Bälgchen dar. „Sie sind im Original meist nur so groß wie Streichholzschachteln“, erklärt Orgelbauer Scheffler im Gemeindebrief. „Drückt der Organist oder die Organistin eine Taste, öffnet sich das Bälgchen, hebt dabei ein Ventil hoch und der Wind kann zur Pfeife strömen“. Ein Großteil dieser kleinen Apparaturen wurde vor rund 35 Jahren durch lederne Membranen ersetzt – in den letzten Jahren hatten viele davon zu brechen begonnen. In der Werkstatt wurden sie nun durch Bälgchen ersetzt, die nach historischen Unterlagen und Maßtabellen rekonstruiert und in Handarbeit einzeln angefertigt worden waren. Insgesamt 85.000 Euro haben alle Reparaturen gekostet. Die Stiftung Orgelklang stellte in diesem Jahr 4.000 Euro zur Verfügung.
Walcker-Orgel in der Dorfkirche Eisenberg
Walcker-Orgel in der Dorfkirche Eisenberg
Walcker-Orgel in der Dorfkirche Eisenberg
Walcker-Orgel in der Dorfkirche Eisenberg
Walcker-Orgel in der Dorfkirche Eisenberg
Walcker-Orgel in der Dorfkirche Eisenberg
Walcker-Orgel in der Dorfkirche Eisenberg
Walcker-Orgel in der Dorfkirche Eisenberg
Walcker-Orgel in der Dorfkirche Eisenberg
Rückenwind erhielt das Projekt auch von Seiten der Gemeinde: Handfest halfen viele Eisenberger beim Ausbau der Orgel im vergangenen Herbst, aber es gab auch finanzielle Unterstützung: „In unserem ‚Jahresblick‘ gibt es jedes Jahr ein Projekt, für das wir Spenden erbitten“, erklärt Pfarrer Hauth. Drei Mal hatte man auf diese Weise für die Orgel geworben – „das war klar die Hauptquelle der Mittel, die wir aufbringen mussten“. Außerdem wurden Orgelführungen und Benefizkonzerte organisiert: „So etwas bringt nicht ganz so viele Spenden, schafft aber Öffentlichkeit“, weiß der Theologe. Insgesamt sind auf diesen Wegen mehr als 50.000 Euro an Spenden zusammengekommen.
Seit 29 Jahren ist Karl-Ludwig Hauth in Eisenberg tätig, er kennt „hier jeden“ und weiß, dass eine Orgel – insbesondere, wenn sie Geld kostet - für eine moderne Gemeinde manchmal eine Herausforderung sein kann: „Das Keybord brauchen wir hier nämlich auch“. Jede Generation, findet der Pfarrer, „muss gucken, was sie mit der ererbten Orgel macht“. Er selbst empfindet es als Verpflichtung, die Tradition zu pflegen, und freut sich, dass das Instrument in diesen Tagen in die Kirche zurückkehrt. Nach der Neuintonation soll die Walcker-Orgel zum Advent wieder im Gottesdienst erklingen. Und spätestens Anfang des kommenden Jahres dann ihr großes Wiedereinweihungskonzert geben.