Jehmlich-Orgel in der Stadtkirche Radeburg

Vom Großvater erbaut, vom Enkel saniert

"Orgel des Monats Juli 2017" in Radeburg

Wussten Sie, dass man mit einer entsprechenden Ernährung zum Erhalt einer Orgel beitragen kann? Zumindest im sächsischen Radeburg ist das so: Wer dort das „Orgelbrot“ kauft (für Ernährungsbewusste: Es handelt sich um ein kräftiges Sauerteigerzeugnis) oder die würzige „Orgelwurst“, der sorgt mit dafür, dass die historische Jehmlich-Orgel in der Stadtkirche saniert werden kann. Ein Euro von jedem verkauften Produkt wird für die Instandsetzung des Instruments gespendet.

Aber auch Radeburger, die lieber Obst und Gemüse essen, können etwas tun. Zum Beispiel können sie eine Aquarellzeichnung der ortsansässigen Künstlerin Verena Kramer erstehen, oder eine der 29 großen Prospektpfeifen der Orgel. Möglich ist auch eine Patenschaft für eine der rund 1.200 anderen Pfeifen. Ideen zur Einwerbung von Spendengeldern gibt es viele in der Gemeinde, „und die Aktionen sind bisher gut angelaufen“, sagt Markus Mütze. Der Kantor der Kirchengemeinde ist zufrieden: Rund 18.000 Euro der insgesamt benötigten Spendensumme von 50.000 Euro sind seit April schon zusammengekommen. Die Stiftung Orgelklang fördert die Restaurierung ihrer „Orgel des Monats Juli 2017“ mit 4.000 Euro.

Statt des 1881 von Carl Eduard Jehmlich erbauten Instruments hat Markus Mütze in den Gottesdiensten der vergangenen Wochen ein E-Piano gespielt oder die elektrische Friedhofsorgel. Denn Mitte Mai ist das Originalinstrument aus der Stadtkirche in die Werkstatt gebracht worden. Die dortige Sanierung verantwortet Ralf Jehmlich; der Enkel des Erbauers Carl Eduard führt die traditionelle Orgelwerkstatt in fünfter Generation.

Obwohl sie sich für ihre 136 Jahre insgesamt sehr gut gehalten hat, - hier erkennen Gutachter „das hohe handwerkliche und künstlerische Niveau der Werkstatt des Erbauers“ - muss die historische Orgel rundum überholt werden. Rund 90.000 Euro sind dafür veranschlagt. Die ausgebauten Pfeifen müssen gereinigt, repariert und neu gestimmt werden, die 29 Prospektpfeifen aus Zink sollen allesamt den originalen Pfeifen entsprechend aus Zinn neu gefertigt werden. Die durch einen Wasserschaden in den Achtzigerjahren in Mitleidenschaft gezogenen Schleifladen sind ebenso zu überarbeiten wie die Traktur, Manuale und Pedale. Staub hat sich angesammelt in dem betagten Instrument, es muss gereinigt werden. Auch Schimmel zeigt sich an manchen Stellen.

Viel also ist zu tun und „eng“ ist der Bauzeitplan der Sanierer, weiß Markus Mütze. Denn die Beteiligten haben sich ein Zieldatum gesetzt, an dem die Orgel wieder in der Stadtkirche sein soll. „Man braucht einen Termin, damit Zug in der Sache bleibt“. Ostern, so hofft der Kantor, kann er seinen Platz am Spieltisch wieder einnehmen, spätestens aber drei Wochen danach, zum Konfirmationsgottesdienst.

Seit sieben Jahren verziert der Kantor die Gottesdienste in der Stadtkirche mit den Klängen der Jehmlich-Orgel, auch Konzerte mit Orgelbeteiligung sind beliebt in Radeburg. Zuletzt habe das Instrument aber geklungen „wie ein Chor, bei dem alle die Hand vor den Mund halten“. Umso mehr freut sich Markus Mütze auf das instandgesetzte Instrument. „Bei einer mechanischen Orgel spürt man, dass man etwas in der Hand hat“, sagt er; aber noch wichtiger ist natürlich das, was bei dieser Handarbeit herauskommt: „Die Posaune beispielsweise ist unglaublich weich, und der Klang der Orgel ist wunderbar geschlossen. Da macht das Spielen einfach Freude.“

Stadtkirche Radeburg

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