Historisches Instrument im mecklenburgischen Klinken soll wieder erklingen
„Orgel des Monats Januar“
Im kommenden Jahr wird Elfriede Schulze 70 Jahre alt, und sie hat einen ganz besonderen Wunsch: Sie möchte die Orgel in der Kirche im mecklenburgischen Klinken spielen hören. Spätestens 2017, wenn möglich früher. Mit diesem Wunsch ist sie nicht allein: 15 Mitglieder hat der für die Gemeinde Lewitzrand zuständige Förderverein „Lewitzrandorgeln“, dem Elfriede Schulze vorsteht, und der sich derzeit um die Gewinnung von Spenden für die Klinkener Runge-Orgel bemüht.
Seit 1845 ist das von Johann Heinrich Runge (1811 – 1885) erbaute Werk in Klinken beheimatet, es ist Runges Meisterstück, hat einen fein verzierten klassizistischen Prospekt „und ist mit dem Zimbelstern, der hier so selten vorkommt, einfach wunderschön“, schwärmt Elfriede Schulze. Gehört hat die Klinkenerin die Orgel allerdings schon lange nicht mehr: Seit vielen Jahren steht das historische Instrument stumm auf der Westempore der Kirche. Der Holzwurm hat sich darin gütlich getan, restauriert werden müssen Spieltisch, Trakturen, Windladen, Pfeifen und das Gehäuse. Doch die Fachleute machen Mut: Die Orgel sei von „ausgezeichneter handwerklicher Güte“, ihre Disposition verspreche Vielseitigkeit und Klangreichtum, heißt es in entsprechenden Expertisen. Gut 57.000 Euro wird die Sanierung von Runges Meisterstück kosten.
Kirche zu Klinken
Kirche zu Klinken
Kirche zu Klinken
Kirche zu Klinken
In diesem Jahr endlich sollen die Arbeiten beginnen. Eigentlich hatte Elfriede Schulze nicht so lange warten wollen. „Schon zu D-Mark-Zeiten haben wir einmal eine Spendensammlung für die Sanierung der Orgel gemacht“, erinnert sie sich. Doch eine feste Struktur sollte das Engagement erst später erhalten: Seit 2011 gibt es den Förderverein „Lewitzrandorgeln“, der sich die Wiederherstellung von gleich drei Runge-Orgeln im Ort - in den Ortsteilen Raduhn, Garwitz und Klinken - vorgenommen hat. „Das ist eine Herausforderung“, weiß die 69-Jährige, aber die Aufgabe ist zu bewältigen: „Das kleinste Instrument in Raduhn ist schon fertig!“
Nun also ist Klinken an der Reihe. „Wir brennen für die Orgel“, sagt Schulze, die sicher ist, dass die Gemeinde die beachtliche finanzielle Eigenleistung wird stemmen können. „Wir haben das Jahr schon durchgeplant: Diesmal veranstalten wir vor allem viele unterschiedliche Konzerte“. In allen drei „Runge-Orgel-Kirchen“ in Lewitzrand sollen diese Konzerte stattfinden. Den Anfang macht ein Gospelkonzert, zum Jahresende wird es wieder ein „Plätzchenkonzert“ geben: Jeder Besucher bringt ein paar selbst gebackene Weihnachtskekse mit, die während des Konzertes verspeist werden. „Das ist sehr gemütlich“, meint die Vereinsvorsitzende, „eine Ruhe-Oase in der Vorweihnachtshektik“.
Ohne Zweifel: Die 69-Jährige ist die beharrlich treibende Kraft im Förderverein, aber sie ist nicht allein. Im vergangenen Jahr hat die Gemeinde ohne Pfarrer auskommen müssen, erst im Februar wird die Stelle wieder besetzt sein. Dem Engagement für die Orgeln tat das keinen Abbruch: „Wir haben durchgehalten, weil es hier so viele aktive Leute gibt“, sagt Elfriede Schulze. „Unsere Mitglieder sind alle wunderbar aktiv und haben stets neue Ideen. Ohne sie wäre ich nicht weit gekommen“. Der Verkauf von Vogelhäusern auf dem Weihnachtsmarkt, eine Pflanzenbörse oder ein Mitmach-Konzert – „es ist eigentlich egal was, es finden sich immer Menschen, die aktiv werden“, sagt Elfriede Schulze. Und deshalb ist sie sicher: „Wir schaffen das!“. Bis zu ihrem 70. Geburtstag – spätestens.