„Großartig für die hiesige Orgellandschaft“
„Orgel des Monats Juni 2017“ in Fünfeichen
Die Gottesdienstbesucher radelten von Kirche zu Kirche: Müllrose – Rießen – Fünfeichen, so ihr Fahrplan durch den Kirchenkreis Oderland-Spree. In der Kirche zu Fünfeichen wurden sie von den Klängen des Konzerts „Luther meets Jazz“ empfangen – Orgelklänge gehörten nicht dazu. Das wäre auch nicht möglich gewesen, denn die Orgel war gar nicht am Platz. „Es ist wichtig, die leere Orgelhülle zu präsentieren, damit die derzeitige Sanierung allen vor Augen steht“, sagt Pfarrer Matthias Hirsch. Denn die Gemeinde ist auf großzügige Spenderinnen und Spender angewiesen, nicht nur von musikbegeisterten Radlern.
Die Leerstelle in der Kirche wirkt, ebenso wie flankierende Spendenaufrufe: Mehr als 11.000 Euro haben die Fünfeichener und ihre Nachbarn bislang für die Instandsetzung der „Orgel des Monats Juni 2017“ gegeben. „Wir hatten jedem Haushalt einen Spendenbrief zukommen lassen“, berichtet Matthias Hirsch, der immer wieder staunt, dass auch die Nicht-Kirchenmitglieder zugunsten der Orgel überweisen. „Auch die wollen ihre Kirche schön haben.“
Evangelische Kirche Fünfeichen
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Der 60-jährige Theologe ist vor vier Jahren mit seiner Frau von Berlin aufs brandenburgische Land gezogen. Sein erster Eindruck „mit anständigem Kuchen vom Gemeindefest“ war durchweg positiv – und so ist es geblieben. Auch das Orgelprojekt, das er von seinem Vorgänger im Amt übernommen hat, macht ihm Spaß. „Wenn die Restaurierung nächstes Jahr beendet ist, haben wir sogar zwei Orgeln der Familie Gast in unserer Gemeinde. Die Barockorgel in Rießen von 1801 und dann die Orgel in Fünfeichen mit ihrem romantischen Klang. Das ist großartig für die hiesige Orgellandschaft!“
Im Jahr 1880 hatte Johann Friedrich Gast aus Fürstenberg (Oder) das Instrument in Fünfeichen erbaut. Mehr als 135 Jahre später ist die Orgel kaum noch bei Stimme. Die Manualkoppel ist ausgebaut, Pfeifen sind schadhaft, Register fehlen. „Eine Pedaltaste ist so ausgetreten, dass auch geübte Organisten treffsicher die Nachbartöne erwischen“. In diesem Sommer soll das Instrument mit dem vorhandenen Bestand wieder spielbar gemacht werden, anschließend werden fehlende Pfeifen nachgebaut. 35.000 Euro sind für den ersten Bauabschnitt veranschlagt, die Stiftung Orgelklang stellt dafür 3000 Euro zur Verfügung. „Ein sehr wichtiger Beitrag für uns“, unterstreicht Matthias Hirsch.
Begeistert ist der Pfarrer auch von der Zusammenarbeit mit der in Müllrose ansässigen Orgelbaufirma Sauer. „Wir haben hier kurze Wege, das erleichtert Vieles“. Die Verbindung, schon seit der Restaurierung der Gast-Orgel in Rießen gepflegt, ist längst mehr als rein geschäftlich. Wenn dem Orgelfachmann die Lehrlinge fehlen, ist dies im Gemeindebrief zu lesen. Und zum dritten Mal wird in diesem Jahr auch in der Orgelbauwerkstatt ein besonderes Konzert stattfinden. „Das hat letztes Jahr eingeschlagen wie eine Bombe!“, erinnert sich der Pfarrer. Wie immer wird aus vollen Rohren musiziert: mit der Kinder- und Jugendkantorei aus Frankfurt (Oder) und dem Posaunenchor Müllrose. Es tanzt das „Mixdorfer Schlaubegetümmel.
Ähnlich gefragt wird vermutlich auch das Orgelkonzert sein, das am dritten Advent in der Kirche zu Fünfeichen geplant ist. Wie wird die Gast-Orgel nach Vollendung des ersten Bauabschnitts wohl klingen? Zur Hörprobe werden viele Spenderinnen und Spender in die Kirche kommen. Besonders gespannt sind indes zwei Gemeindemitglieder, die sich in der Zwischenzeit für das Spiel an der Orgel haben ausbilden lassen, und das Instrument künftig im Gottesdienst spielen werden. Pfarrer Matthias Hirsch ist sicher: „Mit diesen Damen wird die Orgel richtig schön klingen“.