„Analoge Klänge in ihrer Ursprünglichkeit erhalten“
Stiftung Orgelklang fördert Sanierung der historischen Schaper-Orgel in Alfeld
1863 war ein wichtiges Jahr für die niedersächsische Stadt Alfeld. Nicht allein der Gründung eines Männergesangsvereins wegen. Im April des Jahres, so ist es der Chronik zu entnehmen, wurde in der Alfelder St. Nicolaikirche eine Orgel aufgestellt. Nicht irgendeine Orgel, sondern das größte, schönste und klangreichste Instrument des Orgelbauers Heinrich Schaper (1802 – 1884). Das ursprünglich romantische Werk ist bis heute „eine wichtige Säule der kommunalen Musikkultur, die in Alfeld nach wie vor sehr ausgeprägt ist“, sagt Christian Diederichs, Pastor der Kirchengemeinde St. Nicolai. „Wir haben das Glück, einen hauptamtlichen Musiker beschäftigen zu können; in den vergangenen Jahren konnten wir von Brahmsrequiem und Weihnachtsoratorium über monatliche „Marktmusiken“ bis hin zum Stummfilm mit Orgelbegleitung eine bunte Palette musikalischer Ereignisse bieten.“
In ihren ersten Lebensjahren war es gut bestellt um die „Orgel des Monats Mai“ der Stiftung Orgelklang, die von ihrem Erbauer selbst und dessen Sohn August bis 1919 regelmäßig gepflegt wurde. Um 1955 aber wurden erste kleinere Eingriffe in die Disposition, also im Blick auf Anzahl und Art der Register, vorgenommen. Dadurch sollte der romantische, dunkel gefärbte Klang ein wenig aufgehellt werden. Doch mit der Beseitigung der Streicher und dem Hinzufügen einiger hoher Stimmen war es nicht getan, ein umfassendes Konzept fehlte. Aus diesem Grund wurde die Disposition einige Jahre später vollkommen neu entworfen und ein Rückpositiv gebaut, das die klanglichen Möglichkeiten der Orgel erweiterte und auch für Barockmusik geeignet machen sollte. Was sich aus damaliger Sicht als Fortschritt darstellte, führte tatsächlich dazu, dass die stilistische Einheit des Instruments verloren ging. „Es ist eine Mischung aus alten und neuen Registern entstanden, die nicht zueinander passen – es fehlt die klare Linie“, sagt Pastor Diederichs.
Mittlerweile ist das historische Instrument auch in technischer Hinsicht ein Sanierungsfall: Der Spieltisch ist marode, die Verbindung zwischen Tasten und Pfeifen ebenfalls. Das Pfeifenwerk bedarf einer Generalüberholung. „Außerdem ist die originale Balganlage stillgelegt und die Windladen sind neu- und umgebaut worden – der Orgel geht seitdem gewissermaßen die Puste aus“, erklärt Diederichs. Dass sie renoviert wird, steht außer Frage: „Wenn jetzt nichts passiert“, weiß der Pastor, „dann wird das Instrument verfallen“. Die Verantwortlichen in der Alfelder Gemeinde wollen die Chance nutzen, die mit der notwendigen Restaurierung der Schaper-Orgel die verbunden ist, und deren einst unverfälschten romantischen Klang zurückgewinnen. Diederichs befürwortet dies sehr: „Bei der großen Verfügbarkeit von digitalen Klängen ist es wichtig, analoge Klänge in ihrer Ursprünglichkeit zu erhalten.“
Etwa 18 Monate wird die 540.000 Euro teure Sanierung, die von der Stiftung Orgelklang mit 7.500 Euro gefördert wird, dauern. „Der beauftragte Orgelbauer hat inzwischen seine Werkstatt vergrößert, damit die Schaper-Orgel mit ihren mittlerweile 41 Registern darin Platz hat.“ Im September dieses Jahres wird eine neue Kantorin in Alfeld ihre Arbeit aufnehmen. „Für die gerettete Schaper-Orgel wird es dann auch wieder jemanden geben, die die Klangfülle des Instrumentes ausschöpfen kann“, ist Christian Diederichs sicher.