„Die Orgel gehört zur Kirche wie der Altar“
„Orgel des Monats Juni“ 2016
Die Frage, warum sie sich für die Orgel in Goldschau engagiert, beantwortet Iris Winckelmann mit einer Geschichte: „Eines Tages habe ich einer Gruppe von Touristen aus Berlin die Kirche aufgeschlossen. Einer der Besucher war Organist, setzte sich an den Spieltisch und begann zu spielen. Die Klänge waren bis nach draußen zu hören und nach und nach schauten immer mehr Menschen aus dem Ort herein - und blieben. Man sang gemeinsam, die Kinder wünschten sich ‚Alle meine Entchen’, die jungen Leute den Hochzeitsmarsch. Das war nur eine kleine Episode, aber die hat mich sehr beeindruckt.“
Seitdem weiß die Gemeindekirchenrätin aus Goldschau in Sachsen-Anhalt, „dass Leute in die Kirche kommen, wenn die Orgel spielt“. Und sie setzt alles daran, dass das Instrument in der evangelischen Kirche genau das bald wieder tut. Seit einigen Jahren nämlich ist die Orgel, deren Erbauer unbekannt ist, verstummt. Pfarrer Johannes Alex, der seit anderthalb Jahren in Goldschau Dienst tut, hat das historische Instrument noch nicht klingen gehört. Er ist „sehr gespannt“ darauf, und es sieht so aus, als könne die „Orgel des Monats Juni“ der Stiftung Orgelklang noch in diesem Jahr wieder ihre Stimme erheben. „Iris Winckelmann sagt, dass wir Weihnachten mit Orgelklängen feiern werden“, sagt der Pfarrer, der sich in dieser Hinsicht dankbar auf die engagierte Goldschauerin verlässt. „Ohne solche Ehrenamtlichen wäre vieles nicht möglich“, meint er mit Nachdruck.
Dorfkirche Goldschau
Dorfkirche Goldschau
Dorfkirche Goldschau
Dorfkirche Goldschau
Dorfkirche Goldschau
Dorfkirche Goldschau
Dorfkirche Goldschau
Dorfkirche Goldschau
Von Grund auf wird die Goldschauer Barockorgel aus dem Jahr 1753 in diesem Jahr saniert. Inzwischen hängt das sorgfältig erneuerte Gehäuse in weiß, blau, goldenem Glanz schon wieder auf der Orgelempore. „Aber das ist ein hohler Vogel“, sagt Iris Winckelmann. Das Innenleben des Instruments befindet sich noch in der Werkstatt in Saalfeld; die Spielanlage, die Tontraktur, Windanlage und Registertraktur sowie das gesamte Pfeifenwerk müssen aufgearbeitet und erneuert werden. Die Rechnung des Orgelbauers wird sich am Ende auf mehr als 43.000 Euro belaufen. Die Stiftung Orgelklang fördert das Projekt mit 4:000 Euro.
Die Gemeinde hat inzwischen Erfahrung im Spendensammeln: Zuerst ist die Kirche innen wie außen restauriert worden, dann der Altar – und nun ist eben die Orgel an der Reihe. Dass die Goldschauer selbst - auch solche, die nicht zur Kirche gehören – tatkräftig mithelfen, wenn es um die Kirche geht, „war schon immer so“, berichtet Iris Winckelmann. Auch die Spendenbriefe und Benefizkonzerte stoßen auf Resonanz. Und nicht nur die Gemeindekirchenrätin freut sich darauf, dass die Orgel; in schöner Einheitlichkeit zum Kanzelaltar gestaltet, bald wieder für echte Orgelklänge in der Kirche sorgen wird. Iris Winckelmann ist überzeugt: „Eine Orgel gehört zur Kirche wie ein Altar. Und die Kirche gehört zu unserer Identität“.