Ein besonderer Klang am Lutherweg
Die „Orgel des Monats Juli“ im hessischen Trebur wird ertüchtigt
Der kleine hessische Ort Trebur hat eine große Geschichte. Heinrich IV. wurde dort 1053 zum König gewählt. 23 Jahre später, im Oktober 1076, zwangen ihn oppositionelle Fürsten auf dem Fürstentag zu Trebur, sich mit dem Papst zu versöhnen, was seinen berühmten „Gang nach Canossa“ zur Folge hatte.
Ereignisse von Weltbedeutung finden seitdem nicht mehr statt in Trebur, und doch wird es nie ganz still um die von rund 13.000 Menschen bewohnte Ortschaft. Erst vor wenigen Monaten wurde festgelegt, dass der rund 400 Kilometer lange Lutherweg von Eisenach nach Worms 14,1 Kilometer über die Gemarkung der Großgemeinde Trebur führen wird. Obwohl die Beschilderung noch nicht vorgenommen ist, kommen schon jetzt einzelne Pilgergruppen in den Ort. Spätestens im nächsten Jahr soll den Besuchern eine zusätzliche Attraktion geboten werden: Die wiederhergestellte Orgel in der Laurentiuskirche.
Laurentius Kirche Trebur
Laurentius Kirche Trebur
Laurentius Kirche Trebur
Laurentius Kirche Trebur
Laurentius Kirche Trebur
Laurentius Kirche Trebur
Laurentius Kirche Trebur
Laurentius Kirche Trebur
Laurentius Kirche Trebur
„Der Klang unserer Orgel ist sehr freundlich und hell. Auch die Variationsbreite ist gut zu registrieren“, sagt Marianne Schneider über „ihre“ Orgel. Die Organistin muss es wissen: Seit ihrem 13. Lebensjahr spielt sie die Orgel, und dieser Tag liegt inzwischen fast 68 Jahre zurück. Viel Freude hat sie an den Melodien und Harmonien, die sie dem Instrument entlocken kann, viel Freude will sie auch künftig den Gottesdienstbesuchern in Trebur bereiten. Damit das gelingen kann, unterstützt die Stiftung Orgelklang die Restaurierung ihrer „Orgel des Monats Juli“, nicht zuletzt dank einer prominenten Spende, mit 9.000 Euro.
Anmutig ist sie, die im Jahr 1843/44 von dem bedeutenden Mainzer Orgelbaumeister Bernhard Dreymann gefertigte Orgel in der Laurentiuskirche. Das größte von Dreymann erhaltene Instrument hat einen Aufsehen weckenden, mit vergoldeten Schnitzereien und Trompetenengeln versehenen Prospekt. Die Entscheidung, dieses Kleinod zu restaurieren, fiel im Vorfeld der Sanierung des Kirchendachs. Die Zeit der Bauarbeiten am Dach wird nun genutzt, um auch die Orgel wieder zu ertüchtigen. Dabei sollten vor allem die zu kleine Windanlage und die nicht richtig dimensionierte Luftführung überarbeitet werden, die für klangliche Einschränkungen an der Orgel maßgeblich waren. Die Restaurierungskosten belaufen sich auf rund 85.000 Euro.
Um die entsprechenden Spendenmittel aufzubringen, lässt sich die Kirchengemeinde einiges einfallen. Früh bildete sich ein „Fundraising-Team“; der Spendenaufruf an alle Gemeindemitglieder, gewissermaßen das obligatorische Gesellenstück dieses Kreises, wurde im Laufe der Monate „garniert“ mit Einladungen zu unterschiedlichen Veranstaltungen, deren Erlöse helfen sollten, die Restaurierungskosten mitzufinanzieren.
Zu diesen Veranstaltungen gehörten zum Beispiel Konzerte des Organisten Detlef Steffenhagen, der mit Stücken von Bach, Händel und modernen Werken auch das „Abschiedskonzert“ vor dem Abbau der Orgel bestritt. Unter dem Motto „Deine Kirche, Deine Orgel, Dein Beitrag" wird auch bei örtlichen Jahresmärkten um Spenden geworben. Dabei offerieren die Spendensammler spezielle Produkte, zum Beispiel einen lokal produzierten „Orgelwein“, einen „Orgelkalender“ oder eine von Konfirmanden selbst gemachte „Konfi-Türe“.
Einfallsreich zeigten sich die Treburer auch bei der Form ihrer Veranstaltungen. So gelang noch im Februar dieses Jahres ein Benefizkonzert - trotz fortschreitender Bautätigkeiten. Moderne Klänge - südafrikanische Straßenmusik und Balkan-Pop – wurden den Zuhörern von einem Baugerüst herab geboten. Im Advent soll die Orgel in die Laurentiuskirche zurückkehren; dann können Marianne Schneider und ihre Kollegen wieder alle Register ziehen.