„Was hier passiert, wird jeder hören“
„Orgel des Monats April 2017“ in Essen-Katernberg
„Sein Gesamturteil über die Orgel führt der Unterzeichnende dahin zusammen, daß die Gemeinde zu einem recht mäßigen Preis ein Werk erhalten hat, welches in jeder Beziehung den an eine ausgezeichnete Orgel zu stellenden Anforderungen entspricht und auch vermögens seines stilvollen Prospektes der Kirche zur Zierde gereicht“.
Wohlklingende Worte begleiteten die Inbetriebnahme der Orgel der Kirche in Essen-Katernberg vor 116 Jahren. Die Begeisterung über das Instrument, die in den gutachterlichen Zeilen des Solinger Musikdirektors Paul Hoffmann mitschwang, hat sich bis heute erhalten. Die Gemeinde lässt das durch den königlichen Hof-Orgelbaumeister Wilhelm Sauer aus Frankfurt/Oder erbaute Werk aufwändig restaurieren. Die Stiftung Orgelklang fördert die Maßnahmen für ihre „Orgel des Monats April 2017“ mit 3.000 Euro. Und auch die Katernberger lassen sich nicht lange bitten, wenn es um Spenden für die Sauer-Orgel geht. „Man merkt das Herzblut“, sagt Lothar Jorczik, der das Instrument im so genannten „Bergmannsdom“ zehn Jahre lang nebenberuflich gespielt, und viele Aktionen zur Gewinnung von Spenden angestoßen hat.
Als da wären zum Beispiel die Orgelpatenschaften. „114 Patenschaften gibt es bisher“, berichtet der selbständige Musiklehrer, sie bringen zwischen 20 und knapp 4000 Euro; „das ist schon sehr ordentlich“. Auch die Kollekten von Trauerfeiern sind für die Instandsetzung der Orgel bestimmt, ebenso wie der Inhalt zweier Spendenpfeifen, die in der Kirche stehen und von Gottesdienstbesuchern ebenso gefüllt werden wie von dankbaren Touristen, die beim Besuch der nahe gelegenen Zeche Zollverein auch einen Einblick in den Bergmannsdom erhalten. Einmal im Jahr wird außerdem „jeder Tisch im Gemeindehaus mobilisiert“, sagt Lothar Jorczik. Mehrere Tonnen Bücher und Tonträger werden dann darauf platziert und zum Verkauf angeboten. „1.200 Euro sind so beim letzten Mal zusammengekommen.“
„Mäßige“ 10.500 Mark hatte die Sauer-Orgel die Gemeinde nach ihrer Fertigstellung im Jahr 1901 gekostet. Das Sauersche „Opus 846“ mit dem eindrucksvollen Prospekt aus dunkel gebeiztem Kiefernholz besaß ursprünglich 29 Register. Zwei Mal wurde das Instrument umgebaut, insbesondere im Jahr 1965 erfuhren Disposition und technische Einrichtungen weitreichende Veränderungen. Dem Zeitgeschmack entsprechend wurde die Orgel damals vollständig barockisiert.
Als eine von nur noch wenigen Vertreterinnen des spätromantischen Orgelbaus soll die Sauer-Orgel nun nicht nur technisch überholt, sondern auch auf ihre romantische Disposition zurückgeführt werden. Der Startschuss für den wichtigen diesjährigen Sanierungsschritt im „Bergmannsdom“ steht unmittelbar bevor. Nachdem die Orgel in vorausgegangenen Bauabschnitten aufwändig gereinigt, und das Schwellwerk in Funktion und originaler Sauerscher Disposition aus dem Jahre 1901 wiederhergestellt wurde, soll es nun um das Hauptwerk des Instruments gehen. Während alle bisherigen Maßnahmen sich noch nicht für jeden und jede hörbar ausgewirkt hatte, ist der aktuelle Bauabschnitt ein Riesenschritt nach vorn: „Danach werden 27 von 29 Registern der ursprünglichen Disposition wieder uneingeschränkt spielbar sein“, sagt Lothar Jorczik. „Was in diesem Jahr passiert, wird jeder hören“.
Bergmannsdom, Ev. Kirche am Katernberger Markt, Essen
Bergmannsdom, Ev. Kirche am Katernberger Markt, Essen
Bergmannsdom, Ev. Kirche am Katernberger Markt, Essen
Bergmannsdom, Ev. Kirche am Katernberger Markt, Essen
Bergmannsdom, Ev. Kirche am Katernberger Markt, Essen
Bergmannsdom, Ev. Kirche am Katernberger Markt, Essen
Bergmannsdom, Ev. Kirche am Katernberger Markt, Essen