„Virtuose und Pädagoge“
Toccata in G-Dur von J.P. Sweelinck auf der „Orgel des Jahres“
Einst zählte sein Orgelspiel zu den Hauptattraktionen der Stadt und die Besucher kamen um das Jahr 1590 von weither nach Amsterdam, um seinen Improvisationen zu lauschen. Vor allem im Winter war seine Musik regelmäßig ab 18h in der Oude Kerk zu hören und die Konzerte avancierten bald zu wichtigen Treffen von Kaufleuten und Vertretern der städtischen Elite – zu Orgelklängen wurde Handel getrieben und Geschäfte abgeschlossen: Diese Geschichte handelt natürlich von Jan Pieterszoon Sweelinck. Im April 1562 kam der spätere „Orpheus von Amsterdam“ als ältester Sohn des Organisten Pieter Swybbertszoon und Elske Jansdochter Sweeling, Tochter eines Chirurgen in Deventer in der niederländischen Provinz Oveijssel zur Welt.
Mehr als 70 Werke für Tasteninstrumente hat Sweelinck geschrieben, in denen er geschickt Elemente der englischen Virginalmusik (das Virginal ist eine kleine Bauform des Cembalos) mit spanischer und italienischer Orgelmusik verwoben hat. Hinzu kommen über 250 Vokalwerke. Dabei gilt die Vertonung des Genfer Psalters - oder auch Hugenottenpsalter – als die Krönung seines Lebenswerks. Er war international als Komponist, Virtuose und Pädagoge geschätzt, als Organist beeinflusste er die Norddeutsche Orgelschule des 17. Jahrhunderts maßgeblich.
Hören Sie hier Sweelincks Toccata in G-Dur, gespielt von Thiemo Janssen. Aufgenommen wurde das in der Reformierten Kirche zu Uttum (Niedersachsen) auf der jüngst sanierten Orgel, die um 1660 von einem unbekannten Orgelbaumeister geschaffen wurde. Möglichweise war das ein Niederländer, was zu Jan Pieterszoon Sweelinck ganz wunderbar passen würde. Initiator der Aufnahme war der Nomine e.V., der Verein Norddeutsche Orgelmusikkultur in Niedersachsen und Europa.
Im vergangenen Jahr 2020 hat die Stiftung Orgelklang das Uttumer Instrument gefördert, mehrere Prospektpfeifen wurden erneuert – ebenso wie die Bälge –, überdies wurde das gesamte Pfeifenwerk gereinigt. Bei der Abstimmung zur Orgel des Jahres 2021 konnte sich Uttum mit mehr als einem Drittel der abgegebenen Stimmen vor dem Instrument der evangelischen Kirche in Essen-Werden und der Orgel in St. Marien in Weißenfels (Sachsen-Anhalt) durchsetzen.
- Wiederherstellung eines weltberühmten Klangs
„Orgel des Monats Februar 2020“ in Uttum
- Orgel des Jahres
- Nomine e.V.
Norddeutsche Orgelmusikkultur in Niedersachsen und Europa