Eine der ältesten Orgeln in der Lausitz soll doch wieder klingen
„Orgel des Monats März 2019“ in Papitz
Eine neue Orgel wäre wesentlich preiswerter gewesen. Trotzdem hat sich die evangelische Kirchengemeinde Papitz entschieden, lieber die historische Orgel in der Dorfkirche sanieren zu lassen. Warum? Antworten gibt es viele, zum Beispiel auf der Website der Gemeinde: „Die Orgel ist eines der wenigen Zeugnisse im Lausitzer Orgelbau. Sie ist deshalb von großer kulturhistorischer Bedeutung für die Region und Brandenburg.“ Dieses Statement von Roswitha Schier, der Landtagsabgeordneten für Spree-Neiße, ist dort beispielsweise zu lesen. Einige solcher Statements sind präsentiert auf der Seite, die eigens eine Rubrik mit der Überschrift „Orgel retten“ hat.
Weitere Gründe zählt der Papitz‘sche Pfarrer Axel Geldmeyer auf: „Viele Generationen sind mit dieser Orgel aufgewachsen“, weiß er, „sie wächst einem einfach ans Herz. Keine neue Orgel kann dieses ganz eigene Klangverhalten erreichen.“ Als „lebendiges Kulturgut“ sollte das Instrument in seinem „natürlichen Lebensraum klingen“ befindet der Pfarrer, der weiß, dass er hier für die gesamte Gemeinde spricht.
Schröther-Orgel in de Dorfkirche Papitz
Schröther-Orgel in de Dorfkirche Papitz
Schröther-Orgel in de Dorfkirche Papitz
Schröther-Orgel in de Dorfkirche Papitz
Schröther-Orgel in de Dorfkirche Papitz
Schröther-Orgel in de Dorfkirche Papitz
Seit 191 Jahren begleitet die „Orgel des Monats März 2019“ die Leben der Menschen in Papitz. Erbaut in spätbarocker Tradition von Christoph Schröter aus Sonnenwalde, gehört sie zu einem der wenigen Schröther-Werke, das heute noch bespielbar ist, und zu den ältesten Orgeln der Region überhaupt. Inzwischen ist ihr ursprünglicher Klang allerdings kaum noch nachzuempfinden, sagt Axel Geldmeyer; „eigentlich weiß nur noch der Organist, welche Register er ziehen darf“. Andere können das Instrument kaum noch spielen, Konzerte sind gar nicht mehr möglich.
„Eine Zeitlang hieß es: Die Orgel ist nicht mehr zu retten“, berichtet der Pfarrer, der erst 2015 in die Gemeinde kam. Das Schröther-Instrument sei schon so gut wie verschrottet gewesen. Doch ein Vorgänger im Pfarramt habe gezögert - glücklicherweise. Denn inzwischen machen Denkmalschützer den Papitzern wieder Mut: Eine Sanierung ist zu stemmen. Die Spendenbereitschaft in der Gemeinde und deren Nachbarn ist groß. „Ein Mailing an lokale Unternehmen hat einen vierstelligen Betrag erbracht“, berichtet Geldmeyer, auch die Kollekte im letzten Weihnachtsgottesdienst und ein Benefizkonzert haben den Pegel des auf der Website abgebildeten Spendenbarometers nach oben wandern lassen. Und es gibt großzügige Einzelspenden. „Dass wir so viel Rückenwind bekommen auch von Menschen, die nicht in der Kirche sind, bestärkt uns sehr.“
Sehr dankbar ist er auch für die Förderung der Stiftung Orgelklang, die 5000 Euro zur Verfügung stellt. Allerdings: Die Liste der Notwendigkeiten für die Schröther-Orgel ist lang: Die Windladen müssen restauriert werden, der Motor umgesetzt, die Pfeifen, die Trakturen und der Spieltisch sind zu überholen. Um den spätbarocken Klang zurück zu gewinnen wird unter anderem das Violon 8‘ rekonstruiert; auch Maßnahmen für den Holzschutz werden ergriffen. Mehr als 90.000 Euro sind dafür veranschlagt.
Die finanzielle Latte hängt also hoch in Papitz. Aber sich Herausforderungen zu stellen - das schreckt Axel Geldmeyer und seine Gemeinde nicht. Ein Beweis dafür ist der Titel, den die Dorfkirche trägt: Seit 2017 ist sie eine von zwei „Multimedialen Kirchen“ in Deutschland. Im Rahmen des gleichnamigen Projekts der Landeskirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz hat sich die Gemeinde daran beteiligt, Ideen und Möglichkeiten zu erproben, wie Kirchengebäude an die zukünftigen Herausforderungen des gesellschaftlichen Lebens - sprich: an eine immer stärker digital orientierte Kommunikation - angepasst werden können. „Insbesondere mit der digitalen Wand haben wir uns sehr angefreundet“, sagt der Pfarrer. Die Erfahrungen in Papitz sind in ein Handbuch eingeflossen.
Die Sanierung der Orgel steht natürlich nicht auf diesem hoch modernen Blatt. Aber sie wird ein weiterer Schritt auf dem Weg sein, Papitz bekannter und auch für auswärtige Besucher interessant zu machen. „Wir freuen uns, im nächsten Jahr wieder Konzerte in der Kirche anbieten zu können“, sagt Axel Geldmeyer. Natürlich wird auch die musikalische Begleitung des Gottesdienstes erhabener klingen. Und nicht zuletzt kann das Instrument dann auch wieder von jeder Orgelschülerin und jedem externen Organisten gespielt werden. Diese Aussichten, da ist man sich in Papitz sicher, lohnen die Mühen allemal.