Der Traditionsbaum
Britt und Jörn von gegenüber haben den Buntesten, Verrücktesten, Lautesten. Jahr für Jahr. Die Rede ist vom Weihnachtsbaum. Wenn Spekulatius Einzug hält in die Geschäfte, beginnt das exaltierte Paar die Planung für seinen Baum. Um Ihnen die beiden kurz vorzustellen: Jörn treibt sich gerne in Elektronik-Fachmärkten herum, Britt geht in den Designboutiquen der Stadt ein und aus.
Vorletztes Jahr gab es einen (Kunst)-Baum mit weißen Nadeln, über und über mit perlmuttschimmernden Kugeln behangen, letztes Jahr war er mintgrün mit Schmuck in der Farbstellung Aubergine und Blutorange als Colorblocking. Und dieses Jahr? Überraschung! Jörn wird wohl die letzte Lichterkette durch einzeln anzusteuernde LEDs ersetzen, um per smartem Zuruf unterschiedliche „Beleuchtungskulissen“ zu kreieren. Wir sind jedenfalls gespannt ...
Natürlich kann man das grässlich finden und ich für meinen Teil bin heilfroh, dass meine Familie unaufgeregteren Gestaltungsideen folgt. Doch Britt und Jörn zeigen, dass der Weihnachtsbaum als Brauch lebendig ist. Und durch die schrillen Exemplare wird mir die wohltuende Wirkung der Tradition erst richtig deutlich.
Ähnlich verhält es sich mit den historischen Orgeln. Vieles hat im modernen Orgelbau Einzug gehalten – in der großen Konzertorgel in der Elbphilharmonie etwa harrt ein echtes Schiffshorn seines Einsatzes, im Michel ist es eine mit Kieselsteinen gefüllte Walze, die Regen imitiert. Doch die kleinen und großen Orgeln früherer Zeiten mit ihren Dispositionen, auf die ja heute vielfach wieder zurückgegangen wird, lassen Ursprünge und Geschichte erlebbar werden. Wenn sie dann noch in solchen Kirchen stehen, an denen der kurzlebige Zeitgeschmack vorübergegangen ist, dann ist das für mich wie ein Tannenbaum mit Strohsternen, Lauschaer Glaskunst oder echtem Lametta. Immer ein bisschen anders, immer mit eigenem Lokalkolorit versehen, doch selbstverständlich und ehrlich. Gerade recht zur Weihnachtszeit.
Damit uns die historischen Orgeln weiter mit Freude beschenken, müssen wir durch unsere Gaben ihren Bestand sichern. Bitte helfen Sie, jede Zuwendung ist wichtig und wohlinvestiert.
Ich wünsche Ihnen eine Weihnacht unter einem Baum nach Ihrem Gusto oder auch ganz ohne - Hauptsache friedvoll und harmonisch, ganz wie sich Ihnen auch 2020 gestalten möge.