Daumen drücken für Hörnerkirchen
„Orgel des Monats November 2019“
Die Durststrecke war lang, aber nun ist ein Ende absehbar: Im Gottesdienst am Heiligen Abend könnte die Sauer-Orgel in der Christusgemeinde im schleswig-holsteinischen Hörnerkirchen wieder erklingen. Das jedenfalls hofft Monika Glindmeier, die Kantorin der Gemeinde. „Wir waren schon im letzten Jahr Weihnachten ohne die Orgel“, berichtet sie. Nach der Adventsmusik des ersten Advents hatte das Instrument ausgebaut und zur Sanierung in die Werkstatt gebracht werden müssen. Zwar waren die Musikgruppen und Chöre der Gemeinde damals eingesprungen und hatten tapfer alle fünf Weihnachtsgottesdienste mit der Kantorin bespielt („was auch schön war“). Trotzdem würden sich alle freuen, wenn es in diesem Jahr wieder einen Heiligen Abend mit Orgelklängen gäbe, ist sich Glindmeier sicher.
Die unter Denkmalschutz stehende „Orgel des Monats November 2019“ entstand 1936 als Opus 1547 der Firma Sauer in Frankfurt an der Oder. Technisch war sie noch ein Werk der Romantik, im Klang aber schon von den damals neuen neobarocken Idealen geprägt. Intakte Instrumente dieses Übergangscharakters sind selten - ein Grund mehr für die Sanierung.
„Als ich hier anfing, ging es gerade los damit, dass man sagte: ‚Wir müssten mal die Orgel restaurieren‘“, erinnert sich Monika Glindmeier. Seit 26 Jahren ist sie diejenige, die in Hörnerkirchen regelmäßig am Spieltisch sitzt. Mit jedem Jahr, das ins Land ging, ohne dass den Vorsätzen Taten folgen konnten, wurde ihr Repertoire eingeschränkter. Verschlissene Windladen und Taschen führten zu Heulern, die Windversorgung war schwankend, die Orgel stark verschmutzt.
Sauer-Orgel in der Christuskirche Hörnerkirchen
Sauer-Orgel in der Christuskirche Hörnerkirchen
Sauer-Orgel in der Christuskirche Hörnerkirchen
Sauer-Orgel in der Christuskirche Hörnerkirchen
Sauer-Orgel in der Christuskirche Hörnerkirchen
Sauer-Orgel in der Christuskirche Hörnerkirchen
Inzwischen ist der Balg erneuert, ebenso wie die Taschen. „Es fehlt noch die Elektrik, die rund um den Spieltisch erneuert werden muss“, weiß die Kantorin. Knapp 110.000 Euro wird die Instandsetzung des Instruments kosten, die die Stiftung Orgelklang mit 4.000 Euro fördert. Das Spendenbarometer, das auf der Website der Gemeinde abgebildet ist, zeigt mittlerweile einen Stand von mehr als 26.000 Euro. „Besonders erfolgreich war unsere Taschen-Aktion“, erinnert sich Glindmeier und erklärt: „Beim letzten Erntedankfest konnte jeder sich eine Umhängetasche selbst bemalen, und das haben sehr viele getan. Pro Tasche gab es eine Spende von 20 Euro.“
Groß ist die Vorfreude der Kantorin, bald alle Register der Sauer-Orgel ziehen und „endlich wieder andere Stücke“ spielen zu können. Und auch die Gemeinde („die das Instrument jahrelang nicht richtig gehört“ hat) wird erstaunt sein, glaubt die Kantorin. Ob dieser erhebende Moment tatsächlich schon am Heiligen Abend stattfinden kann, steht aller Bemühungen der Orgelbauer zum Trotz noch nicht ganz fest. Das erste Konzert mit der Sauer-Orgel steht sicherheitshalber erst Anfang Februar im Veranstaltungskalender der Gemeinde. Also heißt es: Daumen drücken für Hörnerkirchen!