„Gottes Segen liegt auf diesem Werk“
Die Arp-Schnitger-Orgel in Oederquart wurde neu eingeweiht
Er gilt als einer der berühmtesten Orgelbauer seiner Zeit und sein Einfluß auf den modernen Orgelbau ist beispiellos: Arp Schnitger (1648-1719) schuf über 100 neue Orgeln und wirkte bei Dutzenden Umbauten oder Reparaturen mit. Heute sind noch 36 seiner Instrumente erhalten –eines davon steht in St. Johannis im kleinen Oederquart im Landkreis Stade in der Samtgemeinde Nordkehdingen. Seit Ostern klingt die Orgel endlich wieder so, wie Schnitger es 1678 beabsichtigt hatte.
Dass die umfangreichen Restaurierungsarbeiten nur vier Jahre gebraucht haben, gilt manch einem als kleines Wunder – das empfindet auch Landessuperintendent Dr. Hans-Christian Brandy so und betont seine Freude darüber, daß die Oederquarter Orgel nun im „Konzert der einzigartigen Orgellandschaft an der Unterelbe“ mitspielen könne. Und der Zeitpunkt der Wiedereinweihung der Schnitger-Orgel hätte mit dem Ostersonntag kaum besser gewählt werden können: die „Auferstehung der Orgel“ als Parallele zum Osterfest machte die Auferstehung Christi förmlich greifbar und schuf im Festgottesdienst eine unvergleichliche Atmosphäre.
„Sie sah nach Schnitger aus, klang aber ganz anders“
Kreiskantor Martin Böcker
650.000 Euro hat die Restaurierung gekostet, gemeinsam mit zahllosen Unterstützern hat auch die Stiftung Orgelklang die Arbeiten gefördert. Eine wichtige Rolle spielte der Förderverein der Gemeinde, dem Pastorin Martina Janssen besondere Anerkennung zollt. Wolf-Christian von Uslar-Gleichen, der den Verein gegründet hat, gibt sich bescheiden: „Ich hatte Zeit und wußte auch nicht, was auf mich zukommt.“ 2009 ist der pensionierte Rechtsanwalt aus dem Rheinland nach Kehdingen gezogen, 2012 hat er begonnen, mit seinen Mitstreitern den Förderverein „mit Leben zu füllen“ – mit durchschlagendem Erfolg. Schatzmeister Ulrich Wist ist sich sicher: „Gottes Segen liegt auf diesem Werk“.
Im 19. Jahrhundert hatte die Orgel ihren originalen Klang verloren, beim Umbau 1864/65 ging ein Großteil der Originalpfeifen verloren. Die historische Substanz war nie restauriert worden und die Orgel hörte sich minderwertig an. „Sie sah nach Schnitger aus, klang aber ganz anders“, erklärt Kreiskantor Martin Böcker. Was die beauftragte Orgelbauswerkstatt Rowan West aus Ahrweiler bei Bonn jetzt abgeliefert hat, verblüfft selbst gestandene Orgelkenner. Ein Unterschied zwischen den ursprünglichen und den neu verbauten Pfeifen ist nicht zu hören.
Langfristig soll die Orgel in Oederquart zu einem „Leuchtturm“ der Landschaft Kehdingen werden, plant Böcker, der auch die Orgelakademie in Stade leitet. Der Orgeltourismus soll Gäste gezielt ins Kehdinger Land führen – und damit auch nach Oederquart. Nach all dem, was man dort gemeinsam erreicht hat, erscheint diese Vision für St. Johannes höchst realistisch.