Vorlesungen für die „Orgel des Monats Juli“
Die Dinse-Orgel in Berlin-Nordend hat viele Fürsprecher
„Die Orgel ist ein wirkliches Schmuckstück, das sich in bemerkenswerter Weise überwiegend original erhalten hat.“ Dies sagt der Vorsitzende des Fördervereins Jugendstil-Kirchsaal Nordend im Berliner Bezirk Pankow, Professor Dr. Bernd-Michael Kleber, im Blick auf die im Kirchsaal befindliche Dinse-Orgel. Die Stiftung Orgelklang hat das mehr als 100 Jahre alte Instrument als „Orgel des Monats Juli“ gewählt und dessen Restaurierung mit 8.000 Euro gefördert.
Das im Jahr 1910 von der renommierten Berliner Orgelbaufirma Gebrüder Dinse für 4.130 Mark auf der Empore des Kirchsaals errichtete Instrument gehört zu den ältesten Bestandteilen des im Jugendstil gestalteten Saales. Der in grau-weißem Ton gehaltene Prospekt wurde von dem Architekten Fritz Gottlob entworfen. Äußerlich ansprechend offenbarte die Orgel in ihrem Inneren jedoch einen „kläglichen Zustand“, meint Kleber. „Es war ein Wunder, dass die Orgelpfeifen überhaupt noch Töne hervorbrachten“.
Viele Wirren hat das Instrument überstanden; in der Nachkriegszeit konnte es gerettet werden, und auch ein geplanter Abriss in den 80er Jahren wurde verhindert. Seit einer technischen Instandsetzung in den 90er Jahren war die Orgel gerade noch wieder für die Begleitung des Gemeindegesangs brauchbar. Doch eine grundlegende Restaurierung war langfristig unausweichlich. „Der Klang soll weiter verbessert, die Einheit von Raum und Orgel wieder erlebbar werden“, sagt der Vereinsvorsitzende.
Der erste Schritt ist schon geschafft: Das komplette Pfeifenwerk wurde ausgebaut, gereinigt, sortiert und – je nach Eignung – weiter verwendet oder ausgemustert. 29.000 Euro haben diese Arbeiten gekostet; damit auch der zweite Abschnitt verwirklicht werden kann, sind weitere Gelder vonnöten. Spenden werben Gemeinde und Förderverein vor allem durch zahlreiche kulturelle Angebote: Der „Kultursommer Nordend“ umfasst vielfältige Benefizkonzerte, darüber hinaus gibt es im Jahreslauf so genannte Sonntagsvorlesungen, bei denen ein Professor der Theologie oder eines anderen geistes- oder naturwissenschaftlichen Gebiets nach dem Gottesdienst einen einstündigen inhaltlichen Impuls vorträgt. Sehr gefragt sind nicht zuletzt auch Autorenlesungen. Für eine Buchvorstellung kamen bereits namhafte Gäste wie Joachim Gauck, Friedrich Schorlemmer, Christoph Hein und Alexander Osang nach Pankow. Kleber ist zufrieden: „Die Veranstaltungen werden gut angenommen, der Kirchsaal hat sich zu einem gefragten Kulturort entwickelt, und die Orgel wird absehbar in neuem Klang ertönen.“
Die Stiftung Orgelklang der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) präsentiert in jedem Monat eine „Orgel des Monats“. Insgesamt fördert sie in diesem Jahr 22 Projekte in einem Gesamtumfang von 252.000 Euro. Seit 2010 hat sie 82 Förderzusagen über insgesamt 650.000 Euro gegeben. Die Mittel dafür werden aus Spenden sowie Erträgen des Stiftungskapitals bereitgestellt. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.stiftung-orgelklang.de.
Hannover, 15. Juli 2013
Pressestelle der EKD