Volle Töne für eine volle Kirche
Im thüringischen Allendorf wird die „Orgel des Monats September“ restauriert
Ursprünglich war die große Orgel in der Heilig-Kreuz-Kirche zu Allendorf (Thüringen) 1821 installiert worden, um den Gottesdiensten in der zuvor erweiterten Kirche zu mehr Klangfülle zu verhelfen. Doch nach mehr als 190 Jahren Dienst waren dem historischen Instrument zuletzt nur noch schwache Töne zu entlocken gewesen. Für rund 151.000 Euro wird die Orgel derzeit restauriert. Die von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) getragene Stiftung Orgelklang stellt 4000 Euro zur Verfügung.
Sogar zwei Blasebälge besitzt die „Orgel des Monats September“ der Stiftung Orgelklang, „aber sowohl der obere, noch per Hand betriebene Blasebalg, als auch der untere, elektronische, sind in einem verheerenden Zustand“, sagt der Allendorfer Pfarrer Thomas Volkmann. Den Wind- und Druckverlust zu beheben, gehört daher zu den ersten Maßnahmen im Zuge der Sanierungsarbeiten, die im vergangenen November begonnen wurden. Daneben gibt es aber noch eine Reihe anderer Dringlichkeiten: die Rekonstruktion von Pfeifen und Registern etwa, die Sanierung des Spieltisches und die Erneuerung der kompletten Mechanik.
Schritt für Schritt wirbt die Gemeinde die notwendigen finanziellen Mittel ein. Größere Spenden kommen von Menschen, die sich dem Ort und der Kirche ihr Leben lang verbunden fühlen, und die ihre großzügigen Gaben zum Beispiel mit der Feier ihrer diamantenen Hochzeit oder ihres runden Geburtstags verbinden. Dass die Restaurierung ihrer historischen Orgel notwendig ist, stand für die Gemeinde außer Frage: „Wir bauen hier nur alle 100 Jahre eine Orgel, und dann gehört ein solches Instrument auch ordentlich restauriert“, sagt Volkmann. Zumal das Allendorfer Exemplar von Johann Friedrich Schulze (1793 - 1858) aus Paulinzella geschaffen wurde, der im Laufe seines Lebens zu einem der berühmtesten Orgelbauer Europas avancierte. Das von ihm im Jahr 1820 erbaute Instrument diente Schulze zunächst als Vorführmodell: Es war sein erstes zweimanualiges Werk. Ein Jahr darauf fand die Orgel in der Heilig-Kreuz-Kirche ihre eigentliche Heimat.
Im Oktober nächsten Jahres, hofft Volkmann, wird die Schulze-Orgel mit ihrem alten, vollen Klang wieder aufspielen können. Bis dahin hilft man sich mit einem Orgelpositiv, aber: „Für unsere große Kirche mit ihren 450 Plätzen ist das natürlich nicht immer stimmig“, sagt Pfarrer Volkmann. Zum Glück gibt es noch den örtlichen Posaunenchor, der bereitsteht für Sonder-Einsätze. „Damit die großen Gottesdienste wie an Weihnachten doch festlicher klingen“.
Hannover, 14.09.2012
Pressestelle der EKD