Unvergessene Stimmgewalt
In Niederdorla wird die „Orgel des Monats Mai“ saniert
Die große Orgel in der St. Johanneskirche im Thüringischen Niederdorla, 1874 in der Firma Adolf Reubke & Sohn entstanden, muss mit einer außergewöhnlichen Stimmgewalt ausgestattet gewesen sein: „Noch heute schwärmen die, die sich an diesen Klang erinnern“, sagt Pfarrerin Sylke Klingner. Die Stiftung Orgelklang würdigt das derzeit nicht spielbare historische Instrument als „Orgel des Monats Mai“ und fördert die Sanierung mit 5.000 Euro.
Bemerkenswert ist auch die Geschichte der Orgel. Gleich mehrere Erbauer verhalfen ihr zu ihrer Eigentümlichkeit: Adolf Reubke verstarb früh, worauf sein Sohn Emil die Geschäfte der Firma, und damit auch den größten Anteil am Bau des Instruments in Niederdorla übernahm. Vater wie Sohn haben den Bau romantischer Orgeln in Mitteldeutschland auf seinen Höhepunkt geführt. Nicht weniger renommiert war die Firma Robert Knauf & Sohn, die das Instrument im Jahr 1899 auf pneumatische Trakturen umbaute. Ernst Knauf, unter dessen Regie die Umbauten hauptsächlich stattgefunden haben sollen, hatte 1890 die Pneumatik in die Werkstatt eingeführt. Heute ist das Instrument in Niederdorla das größte noch weitgehend original erhaltene Werk dieses Orgelbauers, und noch immer besticht es „durch eine besondere handwerkliche Sorgfalt und das künstlerische Format seiner Erbauer“, sagt die Pfarrerin.
Inzwischen wird das seit den siebziger Jahren still gelegte Instrument saniert: Pfeifenwerk und Spieltisch sind instandgesetzt, nun soll das Orgelgehäuse einer Erneuerung unterzogen werden. Im kommenden Jahr hofft man auf den Einbau des letzten Registers. Insgesamt werden sich die Kosten des Projekts auf rund 130.000 Euro belaufen. Spenden dafür suchen Gemeinde und der örtliche „Freundeskreis Alte Orgel“ durch die Organisation von Flohmärkten und Benefizkonzerten, auch ein „Kirchenkino“ erspielte im vergangenen Sommer Finanzen. Nicht zuletzt wird für jede der 1.512 Orgelpfeifen ein Pate gesucht, der sich mit Förderbeiträgen an der Sanierung beteiligt.
Im kommenden Jahr soll die historische Orgel wieder erklingen, rechtzeitig zu einem besonderen Jubiläum: den 400sten Geburtstag des 1616 in Niederdorla geborenen Komponisten Matthias Weckmann. Konzerte mit seinen Werken und dem „neuen alten“ Orgelklang sind fest geplant. Pfarrerin Klingner ist zuversichtlich: „Ich hoffe, dass das Instrument mit seinem vollen, wunderbaren Klang dann möglichst viele Menschen im wahrsten Sinne des Wortes: begeistern kann“.
Die Stiftung Orgelklang der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) präsentiert in jedem Monat eine „Orgel des Monats“. Insgesamt fördert sie in diesem Jahr 20 Projekte in einem Gesamtumfang von mehr als 140.000 Euro. Seit 2010 hat sie 130 Förderzusagen über insgesamt rund 990.000 Euro gegeben. Die Mittel dafür werden aus Spenden sowie Erträgen des Stiftungskapitals bereitgestellt. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.stiftung-orgelklang.de.
Hannover, 15. Mai 2015
Pressestelle der EKD